natürlich GESUND
Mittwoch, 14.05.2008      





Pflanzenhilfe bei stumpfen Verletzungen

Nicht immer fließt bei Verletzungen Blut. Das „ganz normale“ tägliche Leben bietet genü-gend Gelegenheiten sich andere Verletzungen zuzuziehen, Sie werden es schon erlebt haben, solch ein „Trauma“: einen Bluterguss, eine Verstauchung, Zerrung, Prellung oder gar eine Quetschung.

Ein Ausrutschen, ein (Auf)-Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, der Fuss ist beim Sprin-gen umgeknickt – wie schnell entsteht da eine „dicke Beule“, die anschwillt und höllisch weh-tut. Die weichen Gewebeschichten unter der Hautoberfläche wurden dabei zerstört und zahl-reiche winzige Blutgefässe gequetscht, so dass sich zunächst ein Bluterguss bildet. Die betrof-fene Stelle verfärbt sich blauviolett, später grüngelb und dann blassgelb Zum Glück lassen nach einiger Zeit Schwellung, Schmerz und Verfärbung nach und verschwinden schliesslich ganz.

Was tun? Zuerst die betroffene Stelle hochlegen und Schwellung und Schmerzen schnellst-möglich lindern durch kühlende feuchte Auflagen bzw. Umschläge. Je rascher Sie die Akut-behandlung durchführen, desto schneller wird der Bluterguss zurückgehen, der Schmerz ge-lindert und dadurch die Beweglichkeit verbessert. Legen Sie kühlende Umschläge an mit dem, was zuerst zur Hand ist: Quark-, Schnaps-, Essig- oder essigsaure Tonerde-Auflagen, eisgekühlte Kirschkernkissen oder ein eisgekühlter Salzwaschlappen (1 EL Salz/100 ml Was-ser, darin einen Waschlappen tunken, auswringen und in einer Plastiktüte verpackt im Ge-frierschrank aufheben für den Fall der Fälle). Sie können auch einen entzündungshemmenden, abschwellenden und schmerzlindernden Tee zubereiten aus Ringelblumenblüten oder Pfefferminzblättern, den Sie abkühlen lassen und eisgekühlt für die Auflage verwenden. Genauso können Sie Arnikatinktur mit kaltem Wasser 1:10 verdünnen (nie unverdünnt anwenden!!). Ist der akute Zustand abgeklungen, behandeln Sie nach mit Ringelblumen-, Arnika- oder Beinwell-Gels oder Salben, die Sie im Kühl-schrank –nicht im Eisfach!!- gelagert haben: nachts einen messerrückendicken Salbenum-schlag, tagsüber öfter behutsam einreiben, dabei immer leicht kreisend herzwärts streichen (das tut nicht nur der betroffenen Stelle gut). Halten Funktionseinschränkung und Schmerz mehrere Tage an, dann lassen Sie warme bis heiße Anwendungen folgen, um die Durchblutung und damit die Stoffwechsellage im betrof-fenen gebiet anzuregen.

Kommt es im Verlauf von stumpfen Verletzungen zu Entzündungen, dann unterstützen En-zyme (zum Beispiel aus der Ananas (Bromelain) oder Papaya (Papainasen) das Abheilen der Entzündung. Das wussten Urvölker anderer Kulturkreise schon seit langem, sie haben eine Enzymtherapie betrieben, indem sie enzymhaltige Pflanzenblätter auf Geschwulste legten.

In der Aromatherapie hat sich folgende Mischung bestens bewährt: je 10 Tr. Ätherische Öle der Immortelle, Zistrose und Lavendel; daraus eine 3 %ige Mischung mit fettem Öl herstellen und diese Mischung 3mal tgl. behutsam auftragen.

Heilpflanzen bei stumpfen Verletzungen:

Verstauchungen: Arnika, Steinklee und Rosskastanie Blutergüsse: zu Beginn Arnika, später Beinwell und Johanniskrautöl Quetschungen und Prellungen: Arnika, Beinwell, Heublumen und Pfefferminzöl Posttraumatische Ödeme (Frakturödem): Arnika, Beinwell, Johanniskrautöl, Rosskastanie, Ackerschachtelhalm und Steinklee.

Ackerschachtelhalm - Equisetum arvense

Equisetum enthält viel Kieselsäure und wird zur unterstützenden Behandlung schlecht heilen-der Wunden eingesetzt. Er unterstützt auch den Heilungsprozess nach einem Knöchelbruch oder Knöchelverrenkungen. Bereiten Sie einen Tee zu für die äußerliche Anwendung für Um-schläge: 5 EL (10 g) Schachtelhalm über Nacht in 1 l Wasser einweichen, am nächsten Tag 30 Minuten kochen, dann abgießen und damit sterilen Verbandsmull tränken. 2-3 x tgl. anwen-den.

Arnika - Arnica montana

Arnikablüten wirken vor allem entzündungshemmend und schmerzlindernd, antiödematös und durchblutungs- und resorptionsfördernd. Man setzt sie deshalb vor allem ein bei unbluti-gen Verletzungs- und Unfallfolgen. Hinweis: Wer Arnika nicht homöopathisch, sondern phytotherapeutisch anwendet, darf Arni-ka-Tinktur nur äußerlich, und (vor allem auf großflächigen Hautbezirken) nur stark verdünnt anwenden (1 EL Tinktur auf ¼ l Wasser) und nur über kurze Zeit (30 Min), sonst kann es zu schwerwiegenden Hautreaktionen kommen! Treten allergische Hautreaktionen auf, muss die Anwendung umgehend eingestellt und ärztliche Therapie aufgesucht werden. Arnika kann die Blutungsneigung erhöhen. Gegenanzeigen: Bekannte Allergie gegen Arnika und andere Korbblütler Teezubereitung: (Nur äußerlich für Auflagen oder Bäder) 1-2 TL Droge mit 100 ml heißem Wasser übergießen und 5-10 min. ziehen lassen.

Beinwell - Symphytum officinale

Beinwell hat sich als „Knochen-Heilerin“ einen Namen gemacht. Ihr Name stammt von alt-hochdeutsch „Bein: Gebeine, Knochen“ und „well: wallen, zusammenwachsen“, daher auch der Volksname Wallwurz. Man schätzt die Pflanze heute besonders in der Sportmedizin: in einer Studie erwies sich Beinwell als Heilmittel ersten Ranges bei Sprunggelenksdistorsionen durch den schnellen Rückgang von Schmerzen und Schwellung sowie durch die rasch erreich-te Gelenkbeweglichkeit..

Mit seinen heilsamen Inhaltsstoffen wirkt er schmerzlindernd, entzündungshemmend, ab-schwellend, wundreinigend und örtlich reizmildernd: Allantoin fördert die Kallus-Bildung, die Zellneubildung und damit die Regeneration von Gewebe, steigert die örtliche Durchblu-tung, sorgt für eine Verflüssigung des Wundsekretes und dadurch zu einer verbesserten Gra-nulation. Cholin reduziert den Austritt von Gewebeflüssigkeit, verbessert die Durchblutung. Schleim und Gerbstoffe fördern die Wundheilung und wirken lokal reizmildernd. Deshalb setzt man ihn vor allem ein bei schlecht heilenden unblutigen stumpfen Verletzungen und Knochenbrüchen, bei Sehnen-, Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündung, Knochen-haut-, Venen- und Nagelbettentzündung.

Anwendungsdauer: Je nach Herkunft und Anbausorte enthält Beinwell geringe Mengen bis Spuren von leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloiden (P.A.; seit 1996 gibt es P.A.-freie Zuchtsorten!). Aus Sicherheitsgründen soll die Anwendung deshalb nicht länger als 4-6 Wo-chen/Jahr erfolgen, da in sehr geringen Mengen lebertoxische P.A. enthalten sein können. P.A.-freie Zubereitungen unterliegen diesen Begrenzungen nicht.

Gegenanzeigen: Aufgrund der Spuren von Pyrrolizidin-Alkaloiden Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder unter 2 Jahren. Nur auf intakter Haut anwenden.

Teezubereitung: 1 EL gut zerkleinerte Droge mit ¼ l warmem Wasser übergießen, 30 min. ziehen lassen und für Umschlag/Bad verwenden. Für die Hausapotheke können Sie die Blätter mit verwenden. Bewährt hat sich zum Beispiel Beinwellwurzelpulver, das mit Beinwellblät-tertee zur Paste angerührt (Breiauflage, Kataplasma) auf die Verletzung aufgebracht wird.

Gelber Steinklee - Melilotus officinalis

Steinklee, auch Honigklee genannt unterstützt den Lymphstrom und fördert den Abfluss von Lymphe. Mit seinen Cumarinen, Flavonoiden, Saponinen, Schleimen und ätherischen Ölen wirkt er vor allem antiödematös und entzündungshemmend, unterstützt den venösen Rück-fluss, verbessert den Lymphabfluss und beschleunigt die Wundheilung. Deshalb setzt man ihn ein bei Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen, bei Lymph- und Venenstauungen, ent-zündeten Gelenken und bei Schwellungen durch Insektenstiche. Tagesdosis: 4-6 g Droge.

Nebenwirkungen: Nicht bekannt. Gegenanzeigen: In seltenen Fällen Kopfschmerzen. Teezubereitung: 1-2 TL (1,5-3 g) fein geschnittene Droge mit 1 Tasse heißem Wasser über-gießen, 10 min. ziehen lassen und abgießen. 2-3 x tgl. 1 Tasse trinken. Oder eine Mullkom-presse damit tränken und 2-3 x tgl. auf die betroffenen Stellen auflegen. Für Breiauflagen: 3 EL zerkleinertes Kraut mit 150 ml kochendem Wasser gut durchfeuchten, abkühlen lassen und äußerlich anwenden.

Heublumen - Flores graminis

Heublumen sind Blüten, Samen, Stängel und Blätter verschiedener Wiesengräser (Ruchgras, Kleearten, Lieschgras, Fuchsschwanz, Wiesenschwingel), die nach dem Ernteschnitt das Heu bilden. Durch einen Fermentationsprozess während des Trocknens entwickelt sich der typi-sche Geruch nach Heu.

Heublumen sind Wärmeträger und bewirken eine vermehrte Durchblutung mit erhöhtem Ge-websstoffwechsel und einer Tonusminderung der Muskulatur, die entspannte Muskulatur lin-dert den Schmerz und beruhigt. Deshalb setzt man Heublumen ein bei Hexenschuß und rheu-matischen Erkrankungen zur örtlichen Wärmebehandlung, bei schmerzhaften Veränderungen von Gelenken, Muskeln oder Sehnen nach Unfällen, Knochenbrüchen oder Operationen; sie gelten als „Opium der Naturheilkunde“. Einen Heublumensack (selbst zubereitet oder als Fertigpräparat) im Wasserdampf 15 min. erhitzen (im Dampfkochtopf 1-2 Minuten) und dann vorsichtig ausdrücken. So heiß wie mög-lich dicht auf die betroffene Stelle legen und mit einem Wolltuch straff fixieren. Die Auflage bleibt, solange sie angenehm ist (etwa 40 min.).
Gegenanzeigen: Akute oder entzündliche Erkrankungen, akuten Neuralgien, offene Hautarea-le, Allergien.

Johanniskraut - Hypericum perforatum

Wer Johanniskraut sagt, denkt meistens an die stimmungsaufhellende Wirkung; aber schon zu Paracelsus Zeiten galt Hypericum als ein hervorragendes Wundheilmittel. Dazu werden die Blüten in gutem Öl ausgezogen, das nach 6 Wochen eine rubinrote Farbe annimmt und des-halb „Rotöl“ genannt wird. Die herrlichen goldgelben Blüten sind mit schwarzroten strich- oder punktförmigen Drüsen besetzt, aus denen beim Zerreiben der rote Farbstoff austritt, die Hypericine, die dem Extrakt ihre rote Färbung und intensive Fluoreszenz verleihen. Für die Wundbehandlung ist aber das fettlösliche Hyperforin wesentlich, das in besonders hoher Kon-zentration in reifen Fruchtkapseln enthalten ist.

Johanniskrautöl wirkt aufgrund des hohen Flavonoidgehaltes entzündungshemmend, aufgrund der Gerbstoffe zusammenziehend und wundheilungsfördernd und aufgrund des Hyperforins antibakteriell. Das Öl fördert die Wundheilung, die Durchblutung und eine gute Narbenbil-dung und es wirkt schmerzstillend. Deshalb wird es eingesetzt bei Schnitt- und Schürfwun-den, Prellungen, Verstauchungen und Verrenkungen, Verbrennungen 1. Grades, Sonnen-brand, Nervenschmerzen, Hexenschuss, verspannter Muskulatur, zur Vorbeugung und Thera-pie bei Dekubitus (Wundliegen), bei alten Narben und Amputationsbeschwerden.

Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: Bei äußerlicher Anwendung nicht bekannt. Durch Berühren der Pflanze beim Sammeln unter Sonnenlicht können phototoxische Erscheinungen vorkom-men.

Rosskastanie - Aesculus hippocastanum

Die braunen großen Samen des schattenspenden Baumes für Bier- und andere große Gärten enthalten bis 10 % eines Triterpensaponingemisches, Cumarine, Flavonoide, Gerbstoffe, Bit-terstoffe, Phytosterine und Sterole (Sitosterol). Rosskastaniensamen hemmen Schwellungen, wirken zusammenziehend, entzündungshemmend und gewebsentwässernd. Der venöse Rück-fluss wird gefördert, erschlaffte Venen gestrafft, die Thrombosebildung verhindert, die Kapil-larbrüchigkeit herabgesetzt und die Blutflussgeschwindigkeit beschleunigt. Man setzt sie des-halb ein bei Weichteilschwellungen, zur Hämatomresorption, beim Schmerzsyndrom der Wirbelsäule und bei venösen Beschwerden (Krampfaderleiden).
Bitte nur standardisierte Fertigarzneimittel anwenden: 2 x tgl. 250-312,5 mg Extrakt. Äußer-lich Fertigsalben nur leicht einmassieren! Nebenwirkungen: Bei innerer Anwendung in Einzelfällen Juckreiz, Übelkeit, Magenbe-schwerden. Aus diesem Grund nach dem Essen einnehmen! Gegenanzeigen: Nicht bekannt.

Text:
Freiburger Heilpflanzenschule
Zechenweg 6
D-79117 Freiburg
www.heilpflanzenschule.de

aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 6 - September 2006

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