Sonnenbraut oder Apfelblume - die besten Kindsblümle
Bei der Behandlung von Krankheiten im Kindesalter nehmen Heilpflanzen eine Sonderstellung ein, es besteht eine grosse wechselseitige Sympathie. In der Volksheilkunde gab es immer Pflanzen, die Kinderkrankheiten zugeordnet wurden. Fünf typische Kinderpflanzen werden hier vorgestellt.
Gänseblümchen in jeden Kindertee
Das Gänseblümchen ist ein richtiger Liebling der Kinder. Das Kindsblümle, wie es auch heisst, begleitet Kinder durch das ganze Jahr und wird seit langem bei Erkrankungen im Kindesalter eingesetzt.
Der Kräuterpfarrer Künzle wusste, wie gut das Gänseblümchen den Kindern gesonnen ist. In seinem grossen Heilkräuterbuch schreibt er: „eine Prise Massliebchen soll man jeder Mischung Kindertee beifügen; es hat es in sich, Kindern, die trotz guter Kost nicht gedeihen wollen, auf die Beine zu helfen.“
Das Gänseblümchen enthält viele heilkräftige Arzneistoffe, sowie Vitamin C, und wie alle Wildkräuter viele Mineralien und Spurenelemente. Als Heilmittel für Leberbeschwerden, Hauterkrankungen und vor allem auch bei chronischen Bronchialleiden wird die Pflanze schon in den ältesten Kräuterbüchern erwähnt.
In der alten Volksmedizin spielt sie ebenfalls eine bedeutsame Rolle: Der um den Hals gehängten Wurzel traute man zu, dass sie Glück und Verstand verleihe. Heute wird ihre Kraft von offi zieller Seite nicht mehr anerkannt. Wir verwenden sie jedoch als milde und zuverlässig wirkende Heilpflanze besonders gerne in der Kinderheilkunde bei: Husten, Hauterkrankungen, Schwächezuständen, zur Wundheilung, Nieren- und Blasenerkrankungen, bei Durchfall und Erkältungskrankheiten. Zur Teebereitung wird ein Teelöffel des Krautes mit einer Tasse kochendem Wasser überbrüht und sieben Minuten ziehen gelassen. Davon werden drei Tassen täglich getrunken.
Holunder bei Erkältung
Als weitere wichtige Kinderpfl anze gilt der Holunder – der Schutzpatron der Kinder. In alten Zeiten durften nur Kinder das Holz des Holunders verbrennen, ohne Unglück fürchten zu müssen. Damals konnte das Umhauen oder Verstümmeln des Strauches Unglück oder sogar den Tod bringen. Der Holler war Freya gewidmet, der Fruchtbarkeit und Kinder spendenden Göttin, und wurde sehr verehrt.
Der Baum des Heils schützte das Haus und seine Bewohner vor Feuer, Seuchen, vor Verzauberung und allem Bösen; vor den Stall gepflanzt schirmte er das Vieh von allem Unheil ab. Der Holunder verkörpert in seinem Wesen Licht und Schatten, Tag und Nacht, Gut und Böse. Er ist der Hüter der Schwelle und ist nicht nur Lebensbaum, sondern auch Baum des Todes.
Gesammelt werden die voll erblühten Blütendolden, die schweisstreibend wirken und sich hervorragend für die Anwendung bei Erkältungskrankheiten eignen. Kommen die Kinder durchnässt und durchfroren heim, sollte direkt ein Holunderblütentee aufgebrüht werden: Ein Teelöffel der Blüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergiessen, sieben Minuten bedeckt ziehen lassen und möglichst heiss trinken. Danach ab ins warme Bett, gut zudecken und gut geschwitzt. Die klassische Schwitzkur zu Beginn von Erkältungskrankheiten hilft dem Körper sich gegen Krankheitserreger zur Wehr zu setzen. Holunder hilft auch bei Husten und Schnupfen, wo er schleimlösend und mild fiebersenkend wirkt.
Auch der aus den reifen Beeren hergestellte Saft ist bei Erkältungen ein altes Hausmittel. Es regt ebenfalls das Schwitzen an und der blauviolette Farbstoff der Beeren wirkt gegen krankmachende Bakterien. Heiss getrunken und mit Honig gesüsst kann er helfen, Erkältungen leichter zu überwinden.
Spitzwegerich: Schutz der (Atem-)wege
Als sehr vielseitig einsetzbare Kinderpfl anze darf der Spitzwegerich – nicht fehlen. Der Wundwegerich, wie er auch genannt wird, ist der Hüter der Wege. Er wächst am Wegesrand und bietet seine Dienste bei allen Beschwerden an, die Wanderer heimsuchen können. Bei Insektenstichen verschafft er Linderung, wenn der frische Pflanzensaft drauf gegeben wird. Hierfür sammelt man zwei bis drei lange Spitzwegerichblätter und legt diese aufeinander. Nun wird ein Knoten in die Blätter gemacht und dieser kräftig zwischen den Handfl ächen gerieben. Nach einer Weile tritt der schleimige Pfl anzensaft aus, den man auf den Stich auftragen kann. Auch bei wundgelaufenen Füssen oder Blasen kann der Wegerich, in den Strumpf gelegt, Linderung bewirken. Er fördert die Wundheilung und nimmt die Schmerzen.
Andere Namen wie Heilwegerich und Lungenblatt deuten auf weitere Anwendungsgebiete. Seine Blätter enthalten eine gelungene Kombination von Heilstoffen, die auf unsere Lunge in verschiedener Hinsicht wirken. Kieselsäure festigt das Lungengewebe, Schleimstoffe schützen die gereizten Schleimhäute und mildern die Schmerzen beim Husten und Durchatmen, antibakteriell wirksame Stoffe bekämpfen schädliche Bakterien und Gerbstoffe festigen die Schleimhäute. Das alles macht ihn zu einem Heilmittel bei allen Lungen- und Bronchialleiden wie Husten, Keuchhusten, Bronchitis, Verschleimung, Lungenentzündung, Asthma etc. Er ist schleim- und hustenlösend, krampfl ösend und reizlindernd. Man nimmt ihn üblicherweise als Tee – zwei Teelöffel mit einer Tasse kochendem Wasser aufgiessen, zehn Minuten ziehen lassen – oder als Sirup.
Stiefmütterchen gegen Ekzeme
Das Stiefmütterchen gilt auch heute noch als die grosse Pflanze bei jeder Art von Ekzemen. Wissenschaftlich belegt ist eine cortisonähnliche Wirkung. Das Stiefmütterchen wirkt entzündungshemmend und juckreizlindernd, wenn es äusserlich als Salbe oder in Form von Waschungen verwendet wird. Innerlich eingenommen wirkt sie harn- und schweisstreibend und regt den Stoffwechsel an.
Für die Teezubereitung wird ein Teelöffel Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen, zehn Minuten ziehen gelassen. Davon trinkt man drei Tassen täglich.
Kamille – die Kindbettblume
Zu guter Letzt darf eine grosse Pflanze nicht fehlen, die Kamille. Wenn eine Pflanze wie geschaffen ist für Mutter und Neugeborenes, so ist es die Kindbettblume, wie sie auch genannt wird. Zur Abheilung der Geburtswunde kann die Wöchnerin Sitzbäder in verdünnter Kamillentinktur durchführen, für die Reizungen im Windelbereich können beim Baby Waschungen vorgenommen werden und auch bei Blähungen kann dem Kind ein Leibwickel mit Kamillentee zur Krampflinderung aufgelegt werden. Die Kamille hilft Kindern bei Ekzemen, Bauchweh und Schnupfen gleichermassen: Als Tee getrunken wirkt das Apfelblümchen krampfstillend, beruhigend und blähungstreibend. Entzündete, juckende Ekzeme und alle entzündliche Hautkrankheiten, Hautflechten und Verletzungen können ebenfalls mit der Kamille behandelt werden. Hierfür wird sie äusserlich in Form von Aufl agen, Salben oder Bädern verwendet.
Inhalationen mit Kamillenblüten werden bei Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung durchgeführt, denn die Kamille ist in der Lage, Bakteriengifte von Streptokokken und Staphylokokken unschädlich zu machen.
Text:
Michaela Girsch
Kapellenfeld 18
D-79291 Merdingen
aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 1 - Februar 2006
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