Die Rose: Liebe ist Heilung
Rosa behauchte Blüten, zart und edel, mit ihrem traumhaften, die Seele berührenden Duft: Rose, Königin der Blumen. Diesen Titel verlieh ihr die Dichterin Sappho, die 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung auf der Insel Lesbos lebte. Keine andere Pflanze zieht uns so in ihren Bann wie die Königin der Blumen, keine hat uns so den Kopf verdreht.
Man muss die Augen schliessen und den unnachahmlichen Duft tief einatmen, um ihrer Faszination auf die Spur zu kommen. Doch um sie voll zu verstehen, muss man sich der Rose hingeben: die Rose erfährt man mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Begeben wir uns in diesem Sinne also auf den Pfad der Rose und hören wir ihren Ruf.
Die Rose ist das Sinnbild der Liebe und der Reinheit, eine Blume aus Freya‘s Zaubergarten, die nur am Heiligen Freitag, dem Tag der nordischen Göttin gebrochen werden durfte. Eine Zauberpfl anze, die mit der Anordnung ihrer Kelchblätter an den Drudenfuss erinnert, den 5-Stern der Druiden, Schutz gewährendes, magisches Zeichen – und Zeichen der Liebe heute, wenn man Rosen schenkt.
Die ersten Rosenkulturen gab es schon im alten Persien, sie dienten der Gewinnung von Rosenöl und Rosenwasser. Mit ihren ganz irdenen (kühlenden, beruhigenden, entzündungshemmenden und stärkenden) Eigenschaften verwendeten sie die göttlich anmutende Blume: Rosenwasserkompressen bei Herz- und Nervenleiden und Rosen bei Krämpfen der Verdauungsorgane.
Im antiken Rom und in Griechenland waren die Rosen Dekoration für Feste, und zu diesem Zweck wurden sie in unvorstellbaren Mengen per Schiff aus Ägypten importiert. In mittelalterlichen Klöstern galt die Rose als Heilpfl anze und weniger als reine Gartenzier. Hildegard von Bingen schrieb: „Sammle die Rosenblätter bei Tagesanbruch und lege sie über die Augen – sie machen dieselben klar.“ Eine Empfehlung, die auch heute noch Gültigkeit besitzt, denn wohlduftende Rosenblätter, auf geschwollene Augenlider gelegt, wirken in der Tat reizmildernd und abschwellend. Im Mittelalter war es üblich, pulverisierte getrocknete Rosenblüten als entzündungshemmendes Wundpuder zu verwenden und Kompressen mit Rosentee bei Verbrennungen aufzulegen.
Arzneilich verwendet werden ausschliesslich alte Rosen (Rosa gallica, Rosa centifolia; Rosa flos) oder Wildsorten. Sie enthalten ätherische Öle mit über 400 verschiedenen Bestandteilen, ausserdem Gerb- und Bitterstoffe und wirken zusammenziehend, wundheilungsfördernd und mit ihren ätherischen Ölen „öffnen sie das Herz“, harmonisieren und tun einfach der Seele gut.
Rosenblüten kann man essen!
Übrigens: alle Rosenblüten, die nicht gespritzt sind, sind essbar und heilsam! Laut medizinischer Literatur werden die getrockneten Blüten bei „leichten Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut“ und bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Recht profane Anwendungen angesichts einer so edlen Pflanze! Rose, die liebliche Blume der Liebe gegen Durchfall? Doch wie wohltuend, heilsam und stimmungsaufhellend ist allein schon der Duft, wenn diese Rosengerbstoffe mit ihren botanisch-gerbstoffreichen „Geschwistern“ zusammen verordnet werden, also mit Blutwurz, Gänsefingerkraut, Odermennig, Frauenmantel, Brombeer- oder Himbeerblätter; wie angenehm, mit Rosen schnell zu gesunden!
In der Volksheilkunde sind vielfältige Anwendungen bekannt: Bei Brustdrüsenentzündungen legt man Rosenteekompressen auf, bei rissiger Haut, Lippenherpes oder Soor reicht man antiseptischen, entzündungshemmenden Rosenhonig. Rosenblütentee mit seinen stärkenden, mild entkrampfenden und stopfenden Eigenschaften trinkt man bei Magen-Darmverstimmungen, als Fiebertee oder einfach als wohlschmeckenden Haustee.
Reich an Vitamin C
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Der Tee der Hagebutte stärkt die Immunabwehr und regt den Stoffwechsel an |
Die Rose bietet aber nicht nur heilende Blütenblätter, sondern auch wertvolle Früchte, die scharlachrot glänzenden Hagebutten (von „Hag: Hecke“ und „Butte: Fässchen“). Gerade unter den Wildrosen gibt es mehrere Arten; alle finden in der Wildfruchtküche Verwendung.
Die wertvollen „Heckenfässchen“ enthalten reichlich Vitamin C (300-3.000 mg/100 g Frucht), Vitamin A, B, E, K, Mineralien wie Eisen, Magnesium, Natrium u. a, regen den Stoffwechsel an und stärken die körpereigene Abwehrkraft. Das Vitamin C bleibt in der Teezubereitung weitgehend erhalten, diese besonders gute Haltbarkeit des Vitamin-C in den Hagebutten wird auf Begleitstoffe wie Flavonoide zurückgeführt, die das Vitamin vor dem Abbau wirkungsvoll schützen. Die Kernchen wirken mild harntreibend.
Rosentee
1 TL Duftrosen-Blütenblätter mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen, 7 Min. bedeckt ziehen lassen und abgiessen.
Der Blütentee wird gereicht zur Beruhigung von Herz und Nerven, zur Harmonisierung bei Stress, zur Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens, als Beigabe zu Teemischungen bei Durchfall, Schlafstörungen oder bei Magen- und Menstruationskrämpfen.
Tee für die äusserliche Anwendung 15 Minuten bedeckt ziehen lassen, abgiessen und mit dem Auszug mehrmals täglich den Mund- und Rachenraum spülen. Man kann den Absud auch für Kompressen nutzen oder als kühlende Aufl age für geschwollene Augen oder kleine Brandwunden.
Hagebuttenfrüchtetee
2 TL getrocknete Hagebutten in 1/4 Liter kaltem Wasser über Nacht ansetzen und am nächsten Tag zum Kochen bringen, abgiessen und auf Wunsch mit Honig süssen und warm trinken. Man reicht den Tee bei Erkältungskrankheiten und Vitamin C-Mangelkrankheiten als erfrischendes Vitamingetränk. Die kleinen, von Haaren befreiten Samen sind, ½ Stunde in Wasser gekocht, bekannt als „Kernlestee“. Ein mildes Aquaretikum bei Ödemen, rheumatischen Erkrankungen und Blasen-Nierenleiden.
Rosenhonig
Ein Glasgefäss ca. 2 cm hoch mit Duftrosen- Blütenblättern füllen und im Wechsel mit einer gleich hohen Schicht Honig beträufeln bis das Glas voll ist. 3-4 Tage verschlossen stehen lassen und dann durch ein Tuch auspressen. Innerhalb von 4 Wochen aufbrauchen oder auf 70 C erwärmen und anschliessend in sterile Gläser abfüllen. Mit Mineralwasser verdünnt gereicht, ist der Honig auch ein nervenberuhigender Durststiller.
Rosentonikum
5 Hand voll frisch gepflückte Duftrosen- Blütenblätter mit 1 l kaltem Wasser übergiessen und gut verschlossen 1 Woche an einen sonnigen Platz stellen. Anschliessend abgiessen und ½ l Weinessig zufügen. Das Tonikum wird 1:1 mit Wasser verdünnt zur Reinigung und Pflege der Haut, vor allem bei Juckreiz und Ekzemen verwendet oder auch als Körperlotion.
Hägemark
Hagebutten sind mühsam zu entkernen, aber es lohnt die Mühe! Hierzu einige Tipps: Die gewaschenen Früchte halbieren. Mit einem Mokkalöffelchen die mit Härchen besetzten Kerne (wohlbekanntes Juckpulver!) vorsichtig herausschälen. Dann in einem Sieb Frucht und Kerne getrennt gut abbürsten. Die Kerne trocknen lassen und für „Kernlestee“ aufheben, der wunderbar nach Vanille schmeckt und die Nieren durchspült.
Text: Ursel Bühring
Freiburger Heilpflanzenschule
Zechenweg 6
D-79111 Freiburg
www.heilpflanzenschule.de
aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 3 - Mai 2006
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