Die homöopathische Reiseapotheke
Sommer, Sonne, Urlaub. Um die schönsten Wochen im Jahr unbesorgt geniessen zu können, sollte der Reisende auch eine kleine Notfallapotheke für alle Fälle in seinem Gepäck mitnehmen. Klimawechsel, ungewohnte Speisen und Getränke, fremde Flora und Fauna am Urlaubsort, sowie körperliche und sportliche Aktivitäten verursachen oft akute Beschwerden, die unterstützend mit bewährten homöopathischen Mitteln behandelt werden können.
Wenn es sich nicht gerade um ernsthafte und lebensbedrohliche Erkrankungen oder schwerwiegende Unfälle handelt, reicht die kurzzeitige Einnahme von entsprechenden homöopathischen Mitteln meist völlig aus, um rasche Linderung oder Beschwerdefreiheit zu erlangen. Im Zweifelsfall muss jedoch immer eine ärztliche Abklärung erfolgen, ob nicht weitere medizinische Massnahmen erforderlich sind.
Jeder kann sich seine eigene homöopathische Reiseapotheke, die auf seine individuellen Bedürfnisse und das Reiseziel abgestimmt ist, selbst zusammenstellen. Viele Hersteller bieten aber auch unterschiedliche Reiseapotheken an, die mit den häufigsten und wichtigsten homöopathischen Einzelmitteln ausgestattet sind.
Im Folgenden werden die am häufi gsten verwendeten homöopathischen Mittel einer üblichen Reiseapotheke stichwortartig und kurz beschrieben. Die jeweilige Dosierung richtet sich nach der Intensität und Dauer der jeweiligen Symptomatik und Erkrankung. Grundsätzlich gilt, je akuter die Symptomatik, desto öfter kann das passende Mittel gegeben werden. Die Spanne reicht hierbei von 1 x täglich bis jede halbe Stunde bis zur Besserung, wobei jeder Patient sehr individuell auf die Einnahme von homöopathischen Mittel reagieren kann.
Eine „Gabe“ besteht üblicherweise aus 3 – 5 Globuli (Kügelchen), die man auf der Zunge zergehen lässt oder auch zusätzlich in einem Glas stillem Wasser aufl öst und schluckweise trinkt. Bei Tropfen sind es mindestens 5 Tropfen, die direkt auf die Zunge gegeben werden oder auch in etwas Wasser schluckweise eingenommen werden können. Die jeweiligen Potenzangaben beziehen sich bei den entsprechenden akuten Symptomen auf Erfahrungswerte und stellen hier nur eine allgemeine Orientierung dar.
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Bei aktuen Beschwerden im Urlaub ist eine Homöopathische Reiseapotheke sehr hilfreich |
Aconitum (D6 – D12/D30):
Plötzlicher Beginn eines Infektes (Grippe etc.) mit deutlicher Unruhe und Angst. Oft auch ausgelöst durch kalten Wind und Kälteeinwirkung. Häufi ges Anfangsmittel bei fieberhaften Entzündungen und Infekten (wird meist vor Belladonna gegeben).
Antimonium crudum (D12 – D30):
Verdauungsstörungen durch zu viele und zu verschiedene Speisen und Getränke. Gastritis mit einem auffällig weissen Belag auf der Zunge.
Apis (D4 – D12/D30):
Folge von Insektenstichen oder Verbrennungen. Ödematöse Schwellungen im Gesicht oder an den Extremitäten. Sonnenstich und Hirnreizungen. Die Beschwerden werden durch kaltes Wasser gelindert.
Argentum nitricum (D30/C30):
Angst und Erwartungsspannung vor Terminen und Ereignissen. Gut geeignet bei Flugreisen und Bergtouren, da es auch Höhenangst lindern kann.
Arnica (D6 – D30):
Hauptmittel bei Verletzungen aller Art. Folgen von Überanstrengungen, Verrenkungen und Verstauchungen. Heftige Muskelschmerzen und ein ausgeprägtes Zerschlagenheitsgefühl. Grosse Empfindlichkeit im Liegen oder Sitzen. Häufig auch bei Nasenbluten, sowie Kapillarblutungen bei Gewebsverletzungen (Schlaganfall) angewandt.
Arsenicum album (D12 –D30):
Brechdurchfall als Folge verdorbener Nahrungsmittel. Lebensmittelvergiftung. Gastritis und Darmentzündungen. Auffällig sind bei diesem Mittel die brennenden Empfindungen in den Eingeweiden und eine sich rasch entwickelnde Schwäche des Patienten.
Belladonna (D6 – D30):
Genau wie bei Aconitum, ein wichtiges Mittel zum Beginn akuter fieberhafter Infekte. Typisch sind dabei die auffällige Rötung der meist feuchten, schwitzigen Haut (Gesicht) und die Empfindungen von starkem Klopfen und Pulsieren im Körper. Folge von Sonnenstich. Häufi ges Mittel bei Migräne mit pulssynchronem Schmerz, pochendem Zahnweh und bei Fieberkrämpfen.
Borax (D6 – D30):
Dieses Mittel hilft dabei, Abwärtsbewegungen erträglicher zu machen. Es eignet sich deswegen gut bei Flugreisen und Berg- und Talfahrten. Ausserdem ist es hilfreich bei schmerzhaften Mundschleimhautentzündungen von Säuglingen und Kleinkindern.
Cantharis (D6 – D12):
Typisch bei Verbrennungen, Sonnenbrand und Insektenstichen. Gut geeignet bei akuten Blasenentzündungen mit heftig brennendem Schmerz.
Carbo vegetabilis (D6 – D12):
Ein Mittel bei infektiösen Magen-Darm- Erkrankungen mit starker Gasbildung im Bauch. Starke Erschöpfung und Verlangen nach viel frischer Luft sind auffällig. Auch ist es ein beliebtes Kollapsmittel, wenn der Patient ein Gefühl von Eiseskälte am ganzen Körper hat und unter anhaltender Luftnot leidet.
Chamomilla (D6 – D30):
Hilft bei Schlaflosigkeit, Unruhezuständen und Nervosität. Ausgeprägte Reizbarkeit. Besonders nützlich bei quengeligen Kindern während der Zahnung.
Cocculus (D6 – D30):
Reisekrankheit mit Schwindel und Übelkeit lassen sich durch dieses Mittel beeinfl ussen. Überreizung der Nerven durch Erschöpfung und Schlafmangel, sowie Folgen von Zeitverschiebung.
Coffea (D12 – D30):
Nervosität und Unruhezustände. Schlaflosigkeit durch Gedankenandrang. Neuralgische Gesichtsschmerzen. Zahnschmerzen.
Colocynthis (D6 – D30):
Typisch bei Gallen- und Darmkoliken. Heftige, krampfartige und schneidende Schmerzen im Bauch, die sich durch Zusammenkrümmen, Wärme und festen Gegendruck bessern. Die meist plötzlichen Beschwerden werden oft durch emotionale Erregung (Ärger) ausgelöst. Neuralgische Schmerzen des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule. Ischialgie, Hexenschuss.
Echinacea (D2 – D6):
Unterstützend bei Infekten. Immunstärkung. Zusammen mit Lachesis hilfreich bei infizierten Wunden und Verletzungen.
Eupatorium (D4 – D12):
Gliederschmerzen bei grippalen Infekten. Zerschlagenheitsgefühl.
Ferrum phosphoricum (D6 – D12):
Beginnende Infekte und Entzündungen mit Schüttelfrost und leichtem Fieber. Ohrenschmerzen.
Gelsemium (D6 – D30):
Oft verwendet bei Virusinfektionen und Infekten, die sich stark auf den Kopf auswirken. Folgen von Gehirnerschütterung oder Sonnenstich. Ausserdem bei Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Sehstörungen, Gesichtsneuralgien und Konzentrationsschwäche. Auch nützlich bei innerer Anspannung und Aufgeregtheit vor einer Reise.
Hepar sulfuris (D6 – D12):
Entzündungen von Haut und Gewebe. Zusätzliches Mittel bei schmerzhafter Angina. Unterstützend bei starken Eiterungen und Abszessen.
Lachesis (D12 – D30):
Septische Infektionen durch Verletzungen, Bisse und verunreinigte Wunden. Drohende oder akute Blutvergiftung. Allgemeine Blutungsneigung. Wird häufig zusammen mit Echinacea eingenommen, um eine antiseptische und immunstärkende Wirkung zu erzielen.
Ledum (D6 – D30):
Juckreiz durch Insektenstiche. Nützlich nach frischen Biss- und Stichverletzungen. Ausserdem bei geschwollenen und schmerzhaften Gelenken.
Magnesium phosphoricum (D6 – D12):
Krämpfe aller Art. Krampfneigung durch Überanstrengung. Einschlafstörungen. Menstruationsbeschwerden. Gallen- und Nierenkoliken. Gesichtsneuralgien und Zahnschmerzen. Wärme bessert alle Beschwerden. Wird meist als Schüssler-Salz Nr. 7 in Tablettenform eingenommen oder auch in heissem Wasser als Getränk aufgelöst.
Nux vomica (D6 – D30):
Heftige Übelkeit und Erbrechen. Magenund Darmbeschwerden. Leberstörungen. Folgen von Drogen- und Genussmittelmissbrauch. Alkoholvergiftungen. Neigung zu Reizbarkeit und Aggressionen.
Okoubaka (D2 – D6):
Durchfall und Erbrechen aufgrund unverträglicher Nahrungsmittel. Magen- und Darminfekte mit Durchfall. Entgiftende Wirkung auf Leber und Bauchspeicheldrüse.
Petroleum (D12 – D30):
Reiseübelkeit, die durch Gerüche und Dämpfe im Innenraum von Fahrzeugen oder Abgasen ausgelöst wird. Auffällig dabei ist, dass Essen die Übelkeit bessert.
Rhus toxicondendron (D6 – D30):
Schmerzen des Bewegungsapparates aufgrund von Unterkühlung und Überanstrengung. Ischialgie und Hexenschuss. Grippale Infekte mit Fieber. Lippenherpes und Gürtelrose.
Staphysagria (D6 – D30):
Magenschmerzen als Folge von unterdrücktem Ärger. Folgen von Schnittverletzungen und Operationen. Neigung zu Gerstenkörnern. Blasenentzündungen bei Frauen, die häufig durch emotionale Spannungszustände ausgelöst werden können („Filtterwochenzystitis“).
Veratrum album:
Kreislaufkollaps und Ohnmacht mit kaltem Schweiss. Plötzliche Schwäche und innerliches Zittern. Übelkeit, Erbrechen und heftiger Durchfall. Krämpfe und Spasmen. Zustand nach kräftezehrenden Erkrankungen und Folgen von Schock oder Überanstrengung.
Zur äusserlichen Anwendung bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Insektenstichen oder akuten Hautreizungen durch Kontakt mit Quallen und Giftpflanzen gibt es Wund- und Brandsalben verschiedener Hersteller, die in keiner Reisapotheke fehlen sollten.
Autor:
Peter Launhardt, Heilpraktiker
Darmstädter Str. 8, 10707 Berlin
www.heilersein.de
aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 4 - Juni 2006
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