natürlich GESUND
Samstag, 10.05.2008      





Power-Heilpflanzen

"Tue Deinem Körper Gutes, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen", schrieb Teresa von Avila, die spanische Ordensfrau und Mystikerin bereits im 16. Jahrhundert. Unser körperliches, geistiges und seelisches Wohlergehen hängt in erster Linie primär von einer guten Fürsorge unseres "Menschseins" auf allen Ebenen ab. So ist es wichtiger Krankheiten zu verhüten, als sie zu heilen - z.B. mit Heilpflanzen.

Seit Jahrtausenden stehen der Menschheit wirksame Heilpflanzen zur Verfügung, die unseren Organismus positiv unterstützen und zur Gesundheitsprophylaxe beitragen. Ginkgo, der unsern Gehirnstoffwechsel verbessert. Aloe vera, die Wundheilerin und Hautpflegepflanze aus Cleopatras Zeiten. Weissdorn, der unser Herz, welches aus dem Gleichschlag geraten ist wieder in Harmonie bringt. Kapuzinerkresse, die "Liebesblume aus Peru", die Atemwege, Niere und Blase als pflanzliches Antibiotikum bei Infektionen unterstützt. Und auch Bitterstoffpflanzen sind wahre Vitalitätssteigerer und wurden bereits von weisen Kräuterfrauen im Mittelalter den Heiltinkturen, Lebenswassern und Elixieren beigemischt.

„Urbaum“ Ginkgo

Der Ginkgobaum wurde vor 285-250 Millionen Jahren zum ersten Mal nachgewiesen und steht uns heute noch mit seiner Heilkraft zur Verfügung. Ursprünglich waren 17 Ginkgo Arten vertreten, die robusteste und auch anpassungsfähigste Art ist der Ginkgo biloba L., welcher heute in Parkanlagen zu finden ist. In Asien wird der Baum Tempelbaum genannt, da er vielfach in der Nähe von Tempelanlagen gepflanzt wird. Seiner Widerstandskraft und Vitalität verdankt der Baum sein Weiterbestehen nach der Atombombenexplosion in Hiroshima im Jahre 1945, wo er im folgenden Frühjahr trotz der Stahlenverseuchung der Landschaft wieder neu auszutreiben begann. Seine Zweihäusigkeit und die angedeutete Zweiteilung seines Blattes, gelten als Symbol für Ying und Yang, für das männliche und weibliche Prinzip in uns. Als pflanzliches "Gedächtnisunterstützungsmittel" findet der Ginkgo heute vielseitige Beachtung. Wissenschaftliche Studien belegen die gefässerweiternde, durchblutungsfördernde und schmerzstillende Wirkung des "Urbaums". Die heilwirksamen Substanzen sind in den Blättern des Baumes zu finden, welche als Tinkturen, Tees oder Fertigpräparate im Handel angeboten werden. Durch seine Inhaltsstoffe verbessert der Ginkgo die Fliesseigenschaft des Blutes im Gehirn und trägt so zu einer verbesserten Gehirnleistung bei. Gehirnstoffwechsel, Lern- und Merkfähigkeit sowie die Stressbelastbarkeit werden positiv beeinflusst. Alles Eigenschaften, die uns in unserem pulsierenden Alltag gesundheitlich unterstützen. Ausserdem beruhen seine Wirkungsweisen auf dem Schutz der Nervenzellen und schützen diese vor vermehrtem Abbau. Als homöopathische Globuli wird Ginkgo in den Potenzen D1, D2, D3 bei Gedächtnisschwäche, Ohrensausen, Hörsturz, Schwerhörigkeit, Verschlechterung der Sehschärfe, Konzentrationsmangel, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen, welche auf eine ungenügende Durchblutung zurückzuführen sind, eingenommen.

Bitteres zum Schutze

Zu Beginn der kälteren Jahreszeit sind auch die Erkältungs- und Grippeviren wieder bereit sich eine Angriffsfläche im menschlichen Organismus zu suchen. Ein erster Herbstschnupfen mit triefender Nase, Schluckbeschwerden, welche eine Halsentzündung ankündigen und Gliederschmerzen können auftreten. Bitterstoffpflanzen wie Enzian, Wermut, Schafgarbe, Tausengüldenkraut, Artischocke, Löwenzahn, Isländischmoos, Ingwer, Mariendistel, Hopfen und viele andere bringen unseren Stoffwechsel in Schwung und verhelfen uns zu mehr Energie und Vitalität. Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte an, beschleunigen die Magen- Darmentleerung, wirken blutbildend, fiebersenkend, herzstärkend und durchblutungsfördernd. Sie unterstützen unser Immunsystem gegenüber krankmachenden Viren und Bakterien. Wenn uns in den lichtärmeren Monaten Stimmungstiefs zu schaffen machen, kann eine Kur mit Bitterstoffpflanzen die Stimmung wieder verbessern. Bittere Salate, Schwedenbitter und Heilweine sind "Stimmungsmacher" und sollten daher vermehrt im Ernährungsplan eingebaut werden. Kräuterfrauen schätzen den selbst hergestellten Schafgarbenwein, der auch als blutbildende, leicht bitter schmeckende Medizin in den Tagen der Menstruation stärkend und ausgleichend wirkt.

Rezept Frauenheilwein
1 Hand voll Schafgarbenblüten und Blätter
1 Hand voll Zitronenmelisseblätter
wenig unbehandelte Schale einer Bio-Orange dünn abgeschält
1/3 Zimtstange
1l guten Bio-Rotwein
Schafgarbenblüten und Blätter, Zitronenmelisseblätter mit den Fingern klein zupfen. Zimtstange zerbrechen, Orangenschale fein schneiden. Alle Zutaten mit dem Wein in eine helle Glasflasche füllen und verschliessen. An einem hellen Ort 3 Wochen ziehen lassen. Täglich bewegen. Nach 3 Wochen absieben. In kleine, dunkle Flaschen füllen, kühl und dunkel lagern. Likörglasweise geniessen. Wirkt beruhigend und nervenstärkend. Auch als Appetitanregungsgetränk zu verwenden. An kalten Winterabenden als Glühweingetränk, mit Orangensaft erwärmt und mit Kandiszucker leicht gesüsst geniessen.

Pflanzliche Antibiotika

Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebel, Bärlauch, Meerrettich, und Kapuzinerkresse enthalten Inhaltsstoffe, welche man als pflanzliches Antibiotika bezeichnet. Die keim-, viren- und pilzhemmende Wirkung wird den Schwefelverbindungen und den ätherischen Ölen zugeschrieben. Als Medizin auf dem Esstisch und in der Salatschüssel bereichern diese Heilpflanzen in den Gourmetküchen der Wildkräuter- und Blütenköche die Speisekarte. Die Naturmedizin wendet Fertigpräparate der Kapuzinerkresse bei Bronchitis, Entzündungen der Harnwege, Nieren- und Blasenentzündung, Pilzerkrankungen und zur Steigerung der Immunabwehr an. Kapuzinerkressetinktur kann bei Haarausfall verdünnt mit Wasser zur täglichen Kopfhautmassage benutzt werden. Idealerweise entfaltet sich die Heilwirkung der antibiotisch wirksamen ätherischen Öle der Kapuzinerkresse genau dort, wo sie der Körper auch wieder ausscheidet. Dies sind die Nieren und die Atmungsorgane. Wohl wirken die antibiotischen Substanzen nicht so schnell und stark wie synthetische Präparate, dafür wird jedoch die Gesunderhaltung der Darmflora ebenfalls unterstützt. Wer sich die heilwirksamen Inhaltsstoffe der Kapuzinerkresse auf den Teller holen will und sich eine sommerliche Augen- und Gaumenfreude in die trüberen Wintermonate hinein retten möchte, stellt sich in diesen warmen Herbstmonaten eine Blütenbutter her.

Rezept Blütenbutter
250 g weiche Bio-Butter
2 Hand voll ausgezupfte Blütenblätter und Blätter der Kapuzinerkresse sehr fein geschnitten
angereichert mit fein geschnittenen Basilikum- und Majoranblättern
Salz, Pfeffer aus der Mühle, wenig Saft und Schale einer frischen Bio-Zitrone
Die sehr weiche Butter mit den andern Zutaten gut vermischen. Die fertig gewürzte Butter auf den restlichen, ausgezupften Blütenblättern auf einem Pergamentpapier aufrollen und im Kühlschrank fest werden lassen. Die so hergestellte Butter lässt sich im Kühlschrank 1-2 Wochen oder 3 Monate im Tiefkühlschrank aufbewahren. In feine dünne Scheiben geschnitten, schmeckt sie herrlich zu grilliertem Fisch, Pellkartoffeln, zum Andämpfen von Gemüse, oder aufs Toastbrot. Ausserdem ist sie mit ihrer Leuchtkraft eine richtige Augenweide. Wie bei allen Heilpflanzen, so gilt auch bei der Kapuzinerkresse. Die Dosis macht die Heilwirkung aus, denn bei übermässigem Genuss der rohen Pflanze kann es zu Magen- und Darmreizungen kommen.

Aloe vera, die Unsterbliche

Als Einbalsamierungs- und Räuchermittel gab man die Blätter und das Pulver der "Wüstenlilie" den Verstorbenen im alten Ägypten als Grabbeigabe auf ihre letzte Reise mit. Eine der ältesten Überlieferungen über den Gebrauch der Heilpflanze findet sich im Papyrus Ebers, einem ägyptischen Heilmittelbuch, welches um 1550 vor Christus entstanden ist.

Die echte Aloe vera L. wird nach 3-4 Jahren Wachstumszeit in der Kosmetikindustrie als Gesichtsschutz-, Zahn- und Körpercreme, als Lippenbalsam, Handwaschlotion und Körperpeeling angeboten. Als Nahrungsergänzungszusatz treffen wir das Blattgel in Joghurts, Trinksäften und Vitamintabletten an. Die Pflanze der Unsterblichkeit, wie sie von den Priestern der Pharaonen genannt wurde, erobert sich zunehmend Marktanteile. Die Heilkraft der Aloe vera Pflanze kommt als äusserliche und innerliche Anwendung zum Tragen. Bereits Königin Cleopatra wusste um die hautpflegenden und hautregenerierenden Eigenschaften der Aloe und setzte diese ihrem Eselsmilchbadewasser zu. Das Frischblattgel der Aloe lässt sich durch seine hohe zellregenerierende und juckreizlindernde Wirkung gut bei Insektenstichen, Allergien, Hauterkrankungen wie Psoriasis und Ekzemen sowie Verbrennungen 1. Grades anwenden.

Aloeextrakt, der den Bitterstoff Aloin enthält, wird als Aloepulver oder Tinktur im Handel angeboten. Aloin ist ein stark wirksames Abführmittel. Aus diesem Grund, soll der Extrakt nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit, sowie bei Kindern unter 12 Jahren angewendet werden. Die stark abführende Wirkung des Extraktes kann zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Magen-Darmkrämpfen und Elektrolytverlust führen. In kosmetischen Produkten und in Nahrungsergänzungsmitteln sind die stark abführenden Substanzen entfernt.

Weissdorn fürs Herz

An nebelverhangenen Herbstspaziergängen begegnen uns die leuchtend roten Früchte des Weissdornstrauchs. In früheren Zeiten pflanzte man den Strauch um Haus und Hof um so ungewünschten Besuch fernzuhalten. Weissdorn bildet bei dichter Bepflanzung eine undurchdringliche Hecke und die Dornen seines Holzes wehren Mensch und Tier den Zugang ab. Die roten, mehlig schmeckenden Beeren werden von vielen Tieren und Vogelarten als Winterfutter geschätzt. Die Heilkraft des Ein- und Zweigriffligen Weissdorns zielt direkt auf unser Innerstes, unser Herz ab. "Herzschmerz" durch "Liebesleid" heilt die Pflanze nicht, doch in ihren schneeweissen Blüten, den dunkelgrünen Blättern und roten Beeren finden wir wirksame Pflanzeninhaltsstoff, die in ihrer Kombination Herz und Kreislauf särken und harmonisieren können. Weissdorn erweitert die Gefässe und vergrössert so die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Besonders bei älteren Menschen mit degenerationsbedingten Herzerkrankungen und bei Personen, die unter starkem Stress stehen, findet der Weissdorn sein Anwendungsgebiet. Ist die Mineralstoff- und Spurenelementaufnahme im Organismus gestört oder ungenügend, dient der Weissdorn als Zellkomunikator. Insbesondere bei einer gestörten Aufnahme von Kalzium hat sich der Hagedorn wie auch Arnika und Löwenzahn als Einschleuserpflanze bewährt. In wissenschaftlichen Studien wurde neben der besseren Herzdurchblutung, auch die positive Wirkung auf den gesamten psychischen- und körperlichen Gesundheitszustand der Patienten festgestellt. Weissdornpräparate können vorbeugend von Menschen mit Herz-Kreislauf-Gefässerkrankungen über einen langen Zeitraum eingenommen werden – und so schlimmere Erkrankungen verhindern. Die volle Wirksamkeit der Heilpflanze zeigt sich nach ca. 6 Wochen Einnahmezeit.

Text: Violette Tanner
Heilpflanzenfachfrau
www.kraeuterwissen.ch

aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 7 - Oktober 2006

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