natürlich GESUND
Mittwoch, 14.05.2008      





Gibt es Liebe auf den ersten Blick?


Spontan möchte ich dazu sagen: JA, es gibt sie. Ich erlebe immer wieder bei neuen Patienten, die zu mir in die Praxis kommen, dass es darunter Menschen gibt, zwischen denen und mir es sofort „funkt“, wo die „Chemie“ einfach stimmt und gute Gespräche möglich werden.

Umgekehrt passiert es mir aber auch zuweilen, dass ich gar keinen rechten Zugang zu meinem Gegenüber bekomme, obwohl ich guter Dinge bin, Lust aufs Arbeiten habe und auch keine sonstigen Störfaktoren da sind. Früher habe ich dann immer gesagt: „Naja, man kann halt nicht mir allen Menschen gleich gut“. Aber warum ist das so?

Blockaden des Energiesystems

Seit ich gelernt habe, dass es im wesentlichen vier verschiedene Charaktertypen gibt, die mehr oder weniger gut miteinander harmonieren, ist mein theoretisches Verständnis für solche Phänomene besser geworden. Den vollen Schlüssel zum Verständnis habe ich aber erst bekommen, seit ich mich mit den Blockaden des Energiesystems durch seelische Konfl ikte beschäftige. Dadurch habe ich nämlich am eigenen Leib erfahren, wie tiefgreifend mich meine eigenen seelischen Wunden in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen geprägt haben.
   Salopp formuliert kann man sagen: Erzähle mir, was Dich am meisten ärgert und frustriert, und ich sage Dir, was für ein Typ Du bist und mit wem Du auskommen wirst und mit wem nicht. Der „Zentralkonflikt“ bestimmt unsere Charakterstruktur, die Art, wie wir die Welt erleben, unsere Reaktionsweisen, den Stoffwechsel und körperliche Schwachpunkte.
   Der Zentralkonflikt des „Schizoiden – Melancholikers“ findet sich immer im Becken oder im Oberkopf, der des „Hysterikers- Sanguinikers“ immer im Unterbauch oder in der Stirnregion, der des „Zwanghaften-Phlegmatikers“ im Bereich des Halses, und der des „Depressiven – Cholerikers“ im Oberbauch. Im Bereich des Herzens, also im Zentrum eines Menschen, finden sich Anteile aller vier Charakertypen wieder.

Der Melancholiker

Dieser Typ ist ein ernsthafter, strategischer Planer, kopfgesteuert, jemand, der lieber in der Natur als auf Parties ist. Er ist verlässlich und drückt sich nicht um Verantwortung. Solch ein Mensch kommt gut klar mit anderen, die seiner Wesensart entsprechen, wird sich bei der Partnersuche jedoch zu weichen, gefühlsbetonten, altruistischen Menschen hingezogen fühlen, weil die das haben, was ihm fehlt: Spontane Empathie und Herzenswärme. Das kann er im glückhaften Fall von seiner „besseren Hälfte“ lernen.
   Der Charaktertyp, der am ehesten zum Melancholiker passt, ist der „soziale Typ“, den die alte Medizin den Choleriker nannte. Dieser Mensch ist emotional geprägt und oft von Hause aus warmherzig und mitfühlend, etwas, was den eher kühlen Melancholiker enorm attraktiert.

„Kopfgesteuerte“ gegen „Emotionale“

Noch viel mehr wird er vom extrem emotionalen „Sanguiniker“ angezogen, jedoch hat diese Paarung einige Tücken auf lange Sicht, sobald die erotische Faszination nicht mehr dominant im Vordergund steht. Dann nämlich offenbart sich, dass es dem einen um die Lust am Leben und die Unverbindlichkeit geht, während der andere auf „Sein oder Nicht- Sein“ ausgerichtet ist – da prallen Welten aufeinander, die nicht kompatibel sind – solche Paarungen enden meist in Scheidung!
Etwas besser geht es, wenn zwei „Kopfgesteuerte“ zusammentreffen – der Melancholiker und der Phlegmatiker. Dabei wird die Partnerschaft zwar nicht vor Erotik übersprühen, aber auf der Verstandesebene werden sie sich gut verstehen. Es fehlt jedoch das Emotionale, Gefühlvolle, was auf Dauer in einer Partnerschaft elementar wichtig ist.

Der sozial angepasste Typ ( Choleriker)

Diese Menschen wirken auf den ersten Blick sehr lieb und sanft, sind eher zurückhaltend, jedoch stets um das Wohl der anderen bemüht. Sie freuen sich wie ein Kind, wenn man sie beschenkt und verwöhnt, anstatt sie wie ein Aschenputtel zu behandeln, sondern sie schätzt und achtet.
   Sie sind die gute Ergänzung zum Melancholiker, von dessen Unabhängigkeit sie sich etwas abschauen können. Von ihm können sie auch lernen, nein zu sagen und Rückgrat zu entwickeln.Gerät ein „Choleriker“ an einen „Phlegmatiker“, ist dies nicht glückhaft. Denn der eine mit seinem lebhaften, auf soziales Miteinander geeichten Gemüt wird den auf Gleichmass bedachten Phlegmatiker regelmässig aus der inneren Ruhe bringen – zuviel Umtrieb, zuviel Unordnung... eine solche Partnerschaft ist wie Feuer und Wasser.
   Emotional intensiver geht es mit dem Sanguiniker, allerdings läuft hier der Choleriker Gefahr, ausgebeutet zu werden, weil der Sanguiniker auf der Klaviatur der Gefühle souverän zu spielen versteht, und seinem weicheren und nachgiebigeren Partner allzugern ein paar „Ringe durch die Nase zieht“ – um für sich selbst ein paar mehr Vorteile zu erlangen.
   Zudem kann es geschehen, dass einer solchen Paarung der „gesunde Menschenverstand“ fehlt, weil die Kommunikation zu sehr gefühlsmässig geprägt ist und zuwenig Ratio und Objektivität vorherrscht.

Der Sanguiniker

Dieser Charakter fällt auf, wenn er den Raum betritt. Er oder sie kann sehr charmant, gewinnend, attraktiv und voller lustiger Ideen sein. Oft sind diese Menschen auch rhetorisch gewandt, gute Tänzer und musikalisch begabt. Sie haben die Fähigkeit, mit ihren vielfachen Talenten alle Anwesenden zu verzaubern – sie sind die Partylöwen schlechthin. Man muss sie einfach mögen, weil sie immer einen Scherz auf den Lippen haben, nicht nachtragend sind und nach der Devise leben: Ein neuer Tag, ein neues Glück.
   Wer sich in einen solchen Menschen verliebt, hat zunächst oft den Himmel auf Erden.
   Nach einer Zeit offenbaren sich aber auch die Kehrseiten dieses Charakters: Oft sind sie sprunghaft und nicht besonders zuverlässig, unstet und launenhaft.

Sanguiniker verzaubern und entnerven

Einige haben auch immer Mühe, pünktlich zu Verabredungen zu erscheinen – eben weil irgendetwas wieder spannender und aufregender für sie war als die übliche Routine.
   Da sie sich für so viele unterschiedliche Dinge interessieren und begeistern können, reicht ihnen weder ihre Zeit noch ihr Geld, um all das haben zu können, was sie meinen, für ihr Glück zu benötigen.
   Diese Menschen, die Mühe haben, ihr Temperament zu zügeln, finden im Phlegmatiker ihre „bessere Hälfte“ – denn dieser ist für sie der Fels in der Brandung, von dem sie Struktur und Ordnung lernen können, und der ihre innere Unruhe zügeln hilft.

Phlegmatiker bringen Ordnung und Stabilität

Mit dem Choleriker verstehen sie sich zwar auf der gefühlsmässigen Ebene, jedoch fehlt hier der ordnende Verstand. Eine Verbindung mit einem Melancholiker indes würde einen Sanguiniker immerzu frustrieren, weil er nicht begreifen kann, warum sein Partner das Leben so ernst nimmt, während er selbst eigentlich nur Spass haben möchte.

Der Phlegmatiker

Diese Menschen sind die Ordnungsliebe und Perfektion in Person. Fragen Sie ihn, in welchem Ordner etwas abgeheftet ist – er wird es wissen. Schauen Sie in seinen Schrank – dort wird alles ordentlich zusammengelegt und nach Farben geordnet zu fi nden sein. Er wird grosse Freude am Sammeln und Archivieren haben, egal, ob es Steine, Muscheln oder Briefmarken sind. Er wird sich grosse Mühe geben, seine weltlichen Güter zu erhalten und diese pfl eglich zu behandeln, denn Chaos und Niedergang des Bestehenden sind ihm ein Greuel. Der Sanguiniker mit seinem mitreissenden Charme ist für ihn der gute Partner, denn durch ihn kann er lernen, etwas spontaner zu sein, und auch einmal „fünfe grade sein zu lassen“ – gemäss dem Motto: nobody is perfect.

Nur wahre Liebe findet das richtige Miteinander

Da diese Menschen verstandesbetont sind, ist ihnen die gefühlsbetonte und „zu mitfühlende“ Art des Cholerikers extrem zuwider. Verbindungen dieser beiden Charaktere sind meist nicht sehr glückhaft und wenig haltbar.Einen besseren Kontakt haben sie mit dem Melancholiker, den sie ob dessen Tatkraft und wilder Entschlossenheit glühend bewundern – wenn auch dieser Beziehung immer etwas das „Herz“ fehlt.
   Heutzutage weiss ich also besser, warum es die Liebe auf den ersten Blick gibt.
   Sie geschieht im glückhaften Fall immer dann, wenn ich auf ein Gegenüber treffe, der zu mir passt und so zu meiner „besseren Hälfte“ werden kann.Davon unterscheiden muss man allerdings das Gefühl der „Verliebtheit“ – die uns oft genug in die Irre führt. Grund dafür ist, dass wir uns leider zuweilen in Menschen verlieben, die uns extrem gegensätzlich sind.
   Sie attraktieren uns zwar sexuell und erotisch, es fehlt jedoch die seelische und innere Verbundenheit, die zu dauerhaft glückhaften Beziehungen führen kann. Die Kenntnis des eigenen Charaktertyps – und wenn möglich auch die Kenntnis des Charaktertyps des Partners, ermöglicht es Paaren, die gegenseitige Anziehung besser zu verstehen, aber auch duldsamer miteinander zu werden, wenn sie mit Gegensätzlichkeiten konfrontiert sind. Zu verstehen, dass der Partner so ist, weil er eben so ist, und nicht, weil er mich damit ärgern will, bereitet den Boden für fruchtbare Gespräche und trägt zu mehr Toleranz bei.



Verfasserin:
Dr. med. Ulrike Banis
Rathausstr. 11
A-6900 Bregenz
email:


aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 4 - Juni 2006

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