Allergieauslöser Lebensmittel
„Allergien sind angeborene oder erworbene spezifi sche Änderungen der Reaktionsfähigkeit des Immunsystems gegenüber körperfremden, eigentlich unschädlichen Substanzen, die als Allergen erkannt werden.“ – Das ist die Defi nition für „Allergie“ in einem klinischen Wörterbuch.
Schon in diesem einen Satz ist zu erahnen, wie vielschichtig und differenziert eine allergische Reaktion in der Bildung und im Ablauf ist. Auch erfolgen die Überempfi ndlichkeitsreaktionen in unterschiedlichsten Zeiten mit den verschiedensten körperlichen Symptomen, sodass die Medizin versucht hat, mit Hilfe einer Einteilung eine bessere Zuordnung zu bekommen. Der Typ eins ist der Frühtyp, die humorale Allergie, welche in Sekunden bis Minuten erfolgt und eventuell eine zweite Reaktion nach vier bis sechs Stunden erfolgen lässt. Der Patient zeigt die Symptome von Naselaufen, Asthma, allergischen Augenreaktionen, Nesselsucht, Ödembildung bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock. Der zweite oder zytotoxische Typus, zum Beispiel nach Medikamentengaben, baut sich nach sechs bis zwölf Stunden auf, ebenso wie der dritte, der Immunkomplextypus. Der Spättyp hat eine Reaktionszeit nach bis zu zweiundsiebzig Stunden und zeigt sich beispielsweise in Kontaktekzemen und Arzneimittelexanthemen. Die Mechanismen, welche zu diesen allergischen Reaktionen führen, sind unterschiedlich in Parametern und Ablauffolge.
Allergien sind im ständigen Wandel
Wie die anfangs gegebene Defi nition schon zeigt, hat die allergische Reaktion nichts mit dem Kontakt von schädlichen oder hochwertigen Produkten zu tun. Es kann sein, dass der Patient ein denaturiertes Nahrungsmittel verträgt und auf ein Biolebensmittel Symptome an den Tag legt. Auch ist die Allergie nichts Starres, sondern in einer ständigen Kybernetik. Was früher vertragen wurde, zeigt plötzlich Reaktionen und umgekehrt. Dies ist auch wichtig in der therapeutischen Verabreichung von Arzneimitteln; eine einmalige Testung der Verträglichkeit sagt nicht aus, dass der Patient im Verlauf der Behandlung langsam eine Unverträglichkeit aufbaut, bis dann die Symptomatik plötzlich auftritt. Auch sagt eine recherchierte und definierte Reaktion auf ein Produkt nur bedingt etwas aus.
Katzen-Allergiker vertragen das eigene Tier gut
So kann beispielsweise bei einer Apfelallergie der Patient durchaus verschiedene Sorten vertragen, andere wieder nicht. Auch ist es ein Unterschied, ob der Patient das Lebensmittel roh oder gekocht zu sich nimmt, ob es frisch oder tiefgefroren war oder mit welchen Mitteln das Produkt in der Aufzucht oder Präsentation im Geschäft behandelt worden ist. Immer wieder kommt es vor, dass bei Hunde- oder Katzenallergien der Patient das eigene Tier „verträgt“, weil ein ganz anderer, persönlicher Bezug dazu besteht. Hier zeigt sich, wie die Psyche und das Vegetativum eine Rolle spielen. So hat man in einem Experiment Allergiker, welche auf Dampf reagieren, in ein Kino gesetzt und per Film eine Dampfl ok über die Leinwand fahren lassen – die Hälfte fi el in eine allergische Reaktionslage. Nehmen wir den vorher erwähnten Spättypus, so wird es sehr schwierig bis unmöglich zu sagen, auf was er reagiert hat. Alles, mit dem in den letzten zweiundsiebzig Stunden kontaktiert wurde, kommt in Frage! Die bisherigen Aufzählungen sollen zeigen, wie vielschichtig, häufi g unbenennbar und wandlungsfähig eine Allergie sein kann. Es kommt für die Therapie nicht primär darauf an, auf was der Patient regiert, sonders das er es überhaupt tut. Ersteres spielt eine Rolle in der Meidung mit dem Allergen, so gut dies überhaupt geht.
Häufige Reaktionen auf Weizen und Kuhmilch
In der Naturheilkundepraxis stellt sich immer wieder heraus, dass der Allergiker fast immer in seiner Reaktionspalette Lebensmittel aufweist, am häufi gsten Weizen und Kuhmilch. Wieso kommen diese doch als hochwertig und lebensnotwendige eingestuften Nahrungsmittel per VEGA- oder Rayonextestung so häufig vor? Viele Lebensmittel zeigen sich in ihrer gesamten Struktur denaturiert. Es handelt sich nicht nur um die Aufzucht mit unterschiedlichsten chemischen Behandlungen, sondern auch um die Haltbarmachung für den Verbraucher. Hier spielen unter anderem Gammabestrahlungen eine Rolle. Hat man beispielsweise eine Gurke über vier Wochen im Kühlschrank vergessen, dann kann eine verschrumpelte Scheibe abgeschnitten werden und es zeigt sich darunter eine knackige Frucht! Wie kommt es, dass mir kein grüner Brei entgegenläuft, wie es eigentlich von den Gestaltungskräften nach der Zeit sein müsste? Die Konservierung mittels Chemie oder Strahlen ist die Antwort. So sind beispielsweise Kartoffeln, Zwiebeln und Weizen aus vielen Ländern bestrahlt oder werden dies spätestes an der Einfuhrgrenze. Deklariert und für den Verbraucher ersichtlich ist dies in Deutschland nicht.
Pflanzen-Stress überträgt sich auf den Menschen
Doch schon in der Aufzucht sind schon manche Weichen für eine allergische Reaktion gestellt. Der heutige Weizen ist kurz gezüchtet und hat quantitativ sehr viel Körner auf dem Halm. Diese Masse zu produzieren bedeutet für die Pfl anze Stress. Die Stresshormone können im menschlichen Körper bei entsprechender Reaktionsbereitschaft allergische Schübe auslösen. Das Selbe ist bei der Milchkuh ersichtlich, die bis zu 10.000 Liter pro Jahr „produziert“. Es handelt sich nicht mehr um ein Tier, was physiologisch einen Stoff bildet, sondern um eine Milchfabrik! Auch hier spielen Stresshormone wieder eine Rolle, welche angedockt beim Allergiker Reaktionen zeigen.
Bei Dinkel auf die Sorte achten
Um dem zu entgehen, versucht man den Patienten vom überzüchteten Weizen beispielsweise auf Dinkel umzustellen, eine urförmigere Getreideart. Doch in der Praxis zeigt es sich, dass manche Patienten trotzdem reagieren. Häufi g ist der als Brot verarbeitete Dinkel zurück gezüchteter Weizen, der die Stresshormone prozentual auch an Bord hat. Nimmt man beispielsweise den Hertzka-Dinkel, benannt nach dem österreichischen Hildegard von Bingen- Therapeuten Dr. Gottfried Hertzka, so vertragen viele Patienten diese Art sehr gut. Es zeigt sich immer wieder, dass die Stresshormone von überzüchteten Lebensmitteln als Auslöser für allergische Reaktionen in Frage kommen. So können alte Kirschsorten, welche heute unter anderem noch in der Fränkischen Schweiz wachsen, von einem nachweislichen Kirschallergiker eventuell vertragen werden, da diese weniger Allergene aufweisen. Nach dieser Darstellung bleibt natürlich die bange Frage offen, was noch alles auf uns zukommt, wenn die Quantität eines Nahrungsproduktes nicht nur durch Züchtung, sondern auch durch Genmanipulation erfolgt. Tückisch im Bereich der Reaktionen sind die Kreuzallergien. Hier werden nicht nur überschiessende Symptome auf das spezifi sche Antigen, zum Beispiel Tomaten freigesetzt, sondern auch auf Substanzen, welche ähnliche oder identische Strukturen besitzen. Dies gilt sowohl für Medikamente, Lebensmittel als auch Pollenreaktionen. Die Kreuzallergien sind häufig, müssen sich aber nicht zwangsläufig ergeben. Nehmen wir als Beispiel den Beifuss. Hier ergeben sich oft auch Reaktionen auf Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Paprika und Tomaten, auf Korbblütler wie Löwenzahn, Kamille, Estragon oder Artschocke sowie auf Gurken, Melonen und unterschiedliche Pfefferarten. Weiterhin kann Beifuss eine Reaktionsbereitschaft mit Sellerie aufbauen. Dann haben wir die Doldenblütler wie Anis, Dill, Fenchel und Liebstöckel dabei und die Lippenblütler mit beispielsweise Thymian, Basilikum und Majoran. Sellerie kann wiederum in Interaktion mit der Birke stehen, die oft Reaktionen mit den Haselnussgewächsen, den Rosengewächsen wie Kirschen, Äpfeln und Mandeln sowie mit den exotischen Früchten Kiwi, Litchi oder Avocado zeigen. Selbst nach diesem kurzen Text mag man erahnen, wie vielschichtig, teilweise ungreifbar und unberechenbar ein allergisches Geschehen sein kann. Therapeutische Konzepte sollten daher immer individuell sein; ein durchschlagendes Standartprogramm gibt es nicht.
Heilung von Allergien muss ganzheitlich sein
Es zeigt aber auch, mit welcher Sensibilität man sich als Therapeut an das Geschehen herantasten muss. Eine Pauschalaussage zu einem Produkt gibt nur bedingt Auskunft über Reaktionslagen und Unverträglichkeiten. Um das Ganze zu verstehen und aufzuschlüsseln, bedarf es einer Detektivarbeit.
www.phytaro.de
aus Natürlich GESUND - 10. Jahrgang - Nr. 2 - April 2006
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