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Dienstag, 22.05.2007      

Ihr Weg zu Harmonie und Lebensfreude
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Weissdorn: Frühlingsgöttin und Herzschutz


Blühende Weissdornhecken gehören zum Frühling und wenn wir einen dieser mächtigen Büsche oder Bäume in voller Blüte strahlen sehen, können wir uns unschwer vorstellen, dass unsere Vorfahren darin die weiße Frühlingsgöttin verkörpert sahen, die nach der Winterzeit wieder zurückgekommen ist. Der Weissdorn ist vor allem in Europa und Nordamerika weit verbreitet und von alters her hoch geachtet – wenn auch nicht immer in unserem heutigen Sinn als „Heilpflanze“.


Die roten, von aussen wie kleine Äpfelchen aussehenden Früchte waren wertvolle Nahrungslieferanten im Herbst und vor allem auch als Wintervorrat – schon in Steinzeithöhlen wurden getrocknete Weissdornbeeren gefunden!
Ab der Zeit, als die Menschen sesshaft wurden, waren Gehöfte und Weiler, aber auch die Weiden für Schafe und Ziegen mit Hecken wie Weissdorn, Schlehen, Wildrosen u. a. „eingezäunt“ und je mehr die Tiere die jungen Schösslinge anfrassen, desto dichter wurde die Hecke und desto besser war der Schutz vor wilden Tieren und andern ungebetenen Eindringlingen. So wurde der Weissdorn auch Sinnbild für Schutz und Abgrenzung, und hinter seiner dichten Hecke liess es sich ruhig leben und schlafen.
Von vielen Völkern ist bekannt, dass der Weissdorn als magischer Schutzzauber verwendet wurde. Er wurde gegen Dämonen, Krankheitsgeister, Vampire gebraucht … auch war es möglich, eine Krankheit „abzustreifen“, indem man sich durch eine Weissdornhecke hindurchzwängte, so dass die Krankheit darin „hängen bleiben“ konnte.
Häufig wurde der Weißdorn auch kultisch verehrt – so war er zum Beispiel einer der 11 wichtigsten Kraftbäume der Kelten – und es gibt über ihn unzählige Sagen und Geschichten, aus vorchristlichen Zeiten ebenso wie aus unserer Zeitrechnung. Häufig wurden Weissdornbäume oder - hecken an heiligen Stätten gepflanzt, an den uralten Kultstätten ebenso wie später bei katholischen Klöstern und Kirchen.
So war der Weissdorn bis vor verhältnismässig kurzer Zeit Nahrungspflanze und „magische Pflanze“. Erst in unserem Zeitalter wurde seine heute wohl bekannteste Wirkung auf das menschliche Herz entdeckt – vermutlich deshalb, weil erst unser oft stressiger und keinem natürlichen Rhythmus angepasster Lebenswandel ein solches Herzmittel notwendig macht.
Der irische Arzt Dr. Green entdeckte Mitte des 19.Jahrhunderte den Weissdorn als Herzmittel.
Seitdem ist der Weissdorn zu einem der bekanntesten und meist verwendetsten Pflanzenheilmittel geworden.
Weissdorn verbessert die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr des Herzens, steigert die Durchblutung des Herzmuskels und der Herzkranzgefäße und steigert somit die Herzleistung, gleichzeitig wirkt er regulierend auf den Blutdruck und den Herzrhythmus.
Im Vordergrund steht die Wirkung auf das so genannte „Altersherz“ mit Kurzatmigkeit und nachlassender Leistungsfähigkeit, sowie die beruhigende und ausgleichende Wirkung bei funktionellen Herzbeschwerden aufgrund Stress, Nervosität, psychischen Unruhezuständen, auch bei jüngeren Menschen.
Eine weitere wichtige Indikation ist die „Nachsorge“ nach Infektionskrankheiten (um einer Herzmuskelschwäche vorzubeugen) sowie die therapeutisch unterstützende Nachbehandlung bei Herzinfarkt.
Durch seine ausgleichende Wirkung kann Weissdorn auch beruhigend und schlaffördernd wirken („Schlafdorn“ heisst er in der isländischen Sprache), hier besonders gut in (Tee-) Mischungen, z.B. zusammen mit Melisse,Hopfen, Lavendel.
(Es gibt Vermutungen, dass die Dornröschenhecke eigentlich eine Weissdornhecke war …)
Bei einer Untersuchung zum Thema Bluthochdruck zeigte sich, dass nach 10 Wochen Einnahme von Weissdorn nicht nur der Blutdruck niedriger war, sondern die Patienten auch angaben, „weniger Angst“ zu haben.
Selbst bei Herzschmerzen aufgrund von Liebeskummer kann Weissdorn zumindest die Beschwerden lindern …
Insgesamt wurden bisher ca. 100 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen, – Flavone, Flavonglykoside und Procyanidine sind vermutlich die Hauptwirkstoffe – wobei eindeutig erst das Zusammenspiel der Stoffe die Wirkung von Weissdorn ausmacht.
Die Blätter und Blüten enthalten mehr herzwirksame Inhaltsstoffe als die Beeren.
Weissdorn ist kein Akutmittel, ganz im Gegenteil! Er ist eine der wenigen Heilpflanzen, die monate- und jahrelang genommen werden, die Wirkung setzt nach 2–6 Wochen erst ein.
Bei gravierenden Herzbeschwerden werden i.d.R. in Absprache mit Arzt oder Heilpraktiker Fertigpräparate genommen, bei leichteren Herzbeschwerden oder zur Vorbeugung werden 1–3 Tassen Tee täglich empfohlen, evt. auch in einer Teemischung und vielleicht sogar jetzt im Frühling selbst gesammelt und getrocknet?

Steckbrief
Weissdorn
Es gibt ca. 200 Crataegus – Arten weltweit Bei uns heimisch und phytotherapeutisch verwendet:
  • Crataegus monogyna (eingriffliger Weissdorn)
  • Crataegus laevigata (zweigriffliger Weissdorn)
Familie : Rosengewächse, Rosacae
Volksnamen : Hagedorn, Zaundorn, Mehlfässchen
Vorkommen : Als Busch oder Baum, häufig als Bestandteil von Hecken („Hag“), Standort mässig feucht, sonnig. Verbreitet in der gesamten gemässigten Zone, bis ca. 1200 Höhenmeter.
Verwendete Teile und Sammelzeit : April – Juni die gerade aufgeblühten Blüten und jungen Blätter, im Herbst die reifen Früchte. Medizinisch verwendet werden meist Blüten und Blätter, die Früchte dienen eher als „heilkräftige Nahrung“
Hauptwirkstoffe : Flavone, Flavonglykoside und Procyanidine, vor allem in Blüten und Blättern, weniger in den Früchten.

Heilwirkung und Indikationen
  • Verbesserung der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr des Herzens
  • Steigerung der Durchblutung des Herzmuskels und der Herzkranzgefässe und der Herzleistung.
  • Regulierung des Blutdrucks und des Herzrhythmus.
  • Bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens
  • Bei noch nicht digitalisbedürftigem „Altersherz“
  • Bei leichten Formen von Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck
  • Bei funktionellen Herzbeschwerden
  • Bei funktionellen Herzbeschwerden im Klimakterium
  • Nach Infektionskrankheiten zur Vorbeugung einer Herzmuskelschwäche
  • Als Adjuvans bei der Nachbehandlung bei Herzinfarkt und zur besseren Verträglichkeit einer Digitalistherapie.

Anwendung:
Langzeitanwendung ist Vorraussetzung für die Heilwirkung!
Mindestens 4–6 Wochen (nach Infektionskrankheiten), in der Regel mehrere Monate bis mehrere Jahre. Die Wirkung beginnt nach 2–6 Wochen einzusetzen. Fertigpräparate nach Anweisung. Als Tee 1–3 Tassen/Tag, auch in Mischungen möglich

Kleine Anmerkung zum „Hag“
Die Hecken, die die Felder eingrenzen oder am Waldrand stehen bilden ein „Hag“ und in diesem Hag hielten sich die „Hagazussen“ auf, die „Heckensitzerinnen“ (und „Heckensitzer“), später auch Hexen genannt.
Hecken bilden Grenzen, und sie stehen auch im übertragenen Sinn für die Grenzen zu anderen Welten. Die Hagazussen waren diejenigen, die sich mit den magischen Grenzen auskannten und sie überschreiten konnten, die sich auskannten mit innen und aussen, mit materiellen und geistig-magischen Welten... Zudem wachsen im Bereich dieser Hecken, gerade auch an den Waldrändern, viele Heilkräuter. Und das Wissen um die Heilwirkung der Pflanzen ist nicht nur durch Erfahrung sondern vor allem auch durch intuitives Erfassen der Pflanzen entstanden – eine Form der „Grenzüberschreitung“, die den Hagazussen auch zu eigen war.
Und da gerade der Weissdorn immer schon gegen „das Böse“ geholfen hat, wurde er später, als die weisen Frauen und Männer zu Hexen „verteufelt“ wurden, auch als Abwehrzauber gegen die „bösen Hexen“ verwendet.

Ursula Bertsch
Hansjakobstr. 156, 79117 Freiburg

aus Heilpraxis Magazin - 8. Jahrgang - Nr. 2 - April 2004

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