

Ihr Weg zu Harmonie und Lebensfreude
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Lebenselixiere: Tonika und Roboranzien
Ein Tonikum ist ein kräftigendes Mittel, unter Roboranzien verstehen wir Präparate zur Stärkung. Es handelt sich um Zusammenstellungen unterschiedlichster Galenik, welche dem geschwächten Patienten, auf Grund seines Alters, seiner momentanen Lebenssituation oder in der Rekonvaleszenz, wieder zur Kräftigung helfen sollen. Die Darreichungsformen der Lebenswasser ist vielfältig. Es können Einzelmittel, Kombinationen, Elixiere, Tinkturen, Tees u.a. in Frage kommen. Traditionell in der TCM angewendet, gehört der Ginseng (Panax Ginseng) zu den bekanntesten Roboranzien. (s. unser ausführlicher Text über Ginseng) Ginseng schützt grundlegende Funktionen des Körpers. Er hat eine positive Wirkung auf das Immunsystem und stärkt unspezifisch Organe und Gewebe auf der Zellebene. Sein höchster Bekanntheitsgrad aber ist die Kräftigung bei körperlichem und seelischem Stress.
Eine verwandte Wirkweise der vorher beschriebenen Pflanze zeigt der Sibirische Ginseng oder die Taigawurzel . Dieser bis zu 7 Metern hohe Strauch gehört zu den Doldenblütlern, umfasst 30 Arten und ist entfernt mit Panax Ginseng verwandt. Um 1950 zeigten wissenschaftliche Untersuchungen in der damaligen Sowjetunion, dass die Pflanze pharmakologisch vergleichbare Eigenschaften mit dem Ginseng hat und Möglichkeiten darüber hinaus. So bewies sie eine positive Wirkung auf die Immunreaktionen, sowie eine antivirale Wirkung. Die Taigawurzel wird eingesetzt bei der Anämie, psychovegetativen Erschöpfungszuständen, Rekonvaleszenzen nach Operationen, lange andauenden Erkältungen und zur Steigerung der Ausdauer. Einsatz fand die Pflanze unter anderem bei den Kosmonauten der sowjetischen Raumfahrt.
Wein entgiftet und macht schlankNicht zu unterschätzen sind die medizinischen Weine (Vitis vinifera/Vina medicata). Rot- und Weisswein zeigen sich anregend auf das Atemzentrum. Sie können in geringen Mengen Schlaflosigkeit beseitigen und stimulieren die Entgiftungsfunktion des Körpers. Der Rotwein wirkt auf Grund seines Tanningehaltes blutbildend, senkt die Blutfettwerte und stabilisiert den Kreislauf. Weissweine unterstützen das Kohlenhydratfeur und kommen so bei einer Reduktionskost in Frage. Junger Wein, der Federweisse oder Sauser, hat eine blut- und darmreinigende Wirkung. Therapeutisch kommen ungefähr 1/8 Liter Wein täglich in Frage, wenn andere Indikationen nicht dagegen sprechen.
Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 - 1179) stellte die Rezeptur für den Petersilien-Honig-Wein vor. Es ist ein Universal- Herz- und Kreislaufmittel, hat sich aber besonders beim Altersherz bewährt. Es werden 8 Stängel Petersilie mit 2 Esslöffeln Weinessig aufgekocht, dann 1 Liter Kabinettwein und 150 Gramm Honig dazugegeben und nochmals für 5 Minuten geköchelt, abgeschäumt und durchgeseiht. Bei Bedarf oder mehrmals täglich nimmt man 1 Schnapspintchen voll. Als einfachste Methode der Weinanwendung beschreibt Hildegard bei Überarbeitung und Stress in der Kombination mit Zorn und depressiven Verstimmungen den gelöschten Wein . Der Inhalt eines kleinen Glases Weisswein wird auf der Herdplatte zum Köcheln gebracht, mit einer viertel Tasse kaltem Wasser abgelöscht und schluckweise getrunken. Die Wirkung tritt schon bei erstaunlich kleinen Mengen ein, eventuell schon bei tropfenweiser Verabreichung von 30 Stück!
Alle Bitterstoffdrogen haben, neben ihren verdauungssäftelockenden Indikationen, auch eine kräftigende Wirkung. Dies spielt bei der Angosturarinden Tinktur eine Rolle. Dieses Rautengewächs wird bis zu 20 Metern hoch und kommt im tropischen Südamerika und in Westindien vor. Die Inhaltstoffe bestehen hauptsächlich aus Bitterstoffen, Alkaloiden, Glycosiden und ätherischen Ölen. Diese Tinktur wirkt lösend, leicht anregend und tonisierend. Sie kommt unter anderem bei vitaler Schwäche, Nervenasthenie und zur Unterstützung der Blutbildung zum Einsatz. Häufig wird die Angosturarinde mit der Tinktur aus dem Kalmus Wurzelstock und der der Pomeranzenschale gemischt und mit mehrmals täglich 10 bis 50 Tropfen eingenommen. Nachfolgend ist die Rezeptur beschrieben:
Rp. |
Angosturae tinct.
Calami tinct.
Aurantii tinct. ad
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20.0
10.0
50.0
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Auch aus den Früchten der Wildrose kann ein hervorragendes Tonikum erstellt werden. Hier werden 4 Liter Hagebutten entkernt und solange gekocht, bis man sie mit einem Kochlöffel zerstampft kann. Danach wird der Brei in einem Leinensäckchen ausgewrungen und der so aufgefangene Saft von ungefähr 2 Litern mit 1 Kilo Zucker, dem Presssaft von 5 Zitronen und einem halben Messbecher Apfelmus solange gekocht, bis ein Tropfen bei Abkühlung an der Luft sofort erstarrt. Dieses Tonikum kann zum vitalen Aufbau tee- bis esslöffelweise eingenommen werden.
Der Hibiscustee ist auf Grund seiner Fruchtsäure stoffwechselanregend. So können kurmässig mehrere Tassen eingenommen werden, um den Körper zu durchlüften. Stoffwechselanregung bringt immer auch Vitalisierung mit sich. Auf Grund seiner starken Färbekraft wird der Aufguss leuchtend rot.
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Sie halten fit und geben uns neue Lebenskraft: Elixiere und Mixturen mit Heilpflanzen wie Pfefferminze, Weissdorn, Baldrian und Melisse (v. links nach r.) |
Liebstöckel bringt Ruhe und KraftAus der Küche jedem bekannt ist der Liebstöckel . Seine Wurzel wird als Tee verabreicht, er wirkt beruhigend auf Herz- und Nerven und vitalisiert. Mit 1 Teelöffel Droge soll ein Aufguss erstellt und mehrmals täglich 1 Tasse getrunken werden. Zum Würzen nimmt man regelmässig das Liebstöckelkraut.
Bei allgemeinen Erschöpfungszuständen kommt folgende Teerezeptur kurmässig zum Einsatz. Man sollte 1 Teelöffel der Mischung mit 1Tasse Wasser 10 Minuten köcheln und danach 15 Minuten ziehen lassen. Abends wird 1 Tasse davon heiss getrunken.
Rp. |
Anisfrüchte
Baldrianwurzel
Melissekraut
Mistelstängel
Rautenkraut
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10.0
10.0
10.0
10.0
10.0
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Lange Tradition haben auch die Lebenswässer (Aqua vitae). Teilweise hielt man die Rezepturen im Mittelalter geheim, sodass Nachahmungen nur bedingt möglich waren. In den Klöstern wurden eigene Lebenswässer hergestellt und vertrieben, welche meist mit dem Ordensnahmen versehen waren. So hatten die Kartausermönche den Chartreuselikör . Bei diesem alten Geheimrezept, welches bei Schwächezuständen oder grossen Anstrengungen wirksam hilft, wurden aus verschiedenen Pflanzen Destillate erstellt. Der Likör lagerte in Eichenfässern, bis er einen Alkoholgehalt von höchstens 45% erreicht hatte. Auf geheimen Wegen kam die Zusammensetzung dieses Getränks, was die Mönche streng hüteten, in den Umlauf. In der nachfolgenden Rezeptur sind Angaben mit dem Gebrauch von ätherischen Ölen, welche tropfenweise zugeführt werden sollen.
La Grand Chartreuse
Rp. |
96%iger Alkohol (unvergällt)
Minzeöl
Melisseöl (möglichst 100%ig)
Ysopöl
Nelkenöl
Muskatöl
Korianderöl
Zimtrindenöl
das Ganze 14 Tage ziehen lassen
Akazienhonig
abgekochtes Wasser
vermischen und dem Ansatz beigeben.
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500.0
8 Tr.
4 Tr.
2 Tr.
1 Tr.
1 Tr.
1 Tr.
1 Tr.
500.0
1500.0
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Die beschriebenen ätherischen Öle werden in etwas angewärmtem Alkohol aufgelöst und dann mit dem restlichen Alkohol versetzt. Der Ansatz sollte mindestens 2 Wochen lang ziehen. Dann wird 1 Pfund Akazienhonig in 1,5 Liter erkaltetem, abgekochtem Wasser gelöst und mit dem aromatisierten Alkohol vermischt. Das Ganze filtert man ab und lässt es einige Monate zur Reife bringen, mindestes aber 6 bis 8 Wochen.
Nachfolgend sind einige andere Rezepturen aus der Sparte Aqua vitae, welche zum Eigengebrauch leicht herzustellen sind.
Stärkungsmittel mit Walnüssen
Rp. |
Branntwein (40% - 50%)
alter Rotwein
Zucker
grüne, kleingeschnittene Walnüsse
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500.0
2500.0
1000.0
15 Stk.
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Nach der Mischung soll der Ansatz für 40 Tage oder länger in der Sonne stehen gelassen werden. Danach wird er abgeseiht und als Stärkungsmittel schnapspintchenweise eingenommen. Beim Zerkleinern der grünen Walnüsse sollten empfindliche Personen Handschuhe anziehen, da diese massiv einfärben. In Frankreich ist der Erntetag der grünen Nüsse am 24. Juni, dem Johannistag. In unseren Breiten sollte man bis Ende Juli warten, da die Walnüsse sonst noch bitter sein könnten.
Weissdornlikör
Rp. |
Traubenschnaps
Weissdornbeeren
Melissezweige
8 Tage zugedeckt ziehen lassen, dann
brauner Zucker
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1000.0
1 Handvoll
2 Stück
250.0
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Danach muss der Likör noch mal für ein paar Tage ruhen, um ihn dann mit 20 Tropfen als Stärkungsmittel für das Herz des älteren Menschen bei Bedarf einzusetzen. Als wichtiges Nervinum und Tonikum bei Erschöpfungszuständen ist der Rosmarin einsetzbar. Diese ätherische Öldroge bringt Wärme und regt an. Die Indikationen sind breitbandig, uns interessiert in dieser Abhandlung seine tonisierende Wirkung. So kommen Beschwerden wie nervöse Erscheinungen, Gedächtnisschwäche, Schwindelgefühl und herzneurotische Zustände therapeutisch in Frage. Da Rosmarin eine Yang- Droge (TCM) ist, sollten Hitzetypen vorsichtig mit ihm umgehen. Dies gilt auch für den Ginseng und die Taiga-Wurzel. Nachfolgend eine Rosmarinrezeptur:

Manche Lebenselixiere müssen
40 Tagen in der Sonne stehen
das verstärkt die Wirkung |
Nervöse Herzbeschwerden
Rp. |
Holunderblüten
Malvenblüten
Rosmarinblätter
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45.0
45.0
10.0
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D.S. 2 Tl. auf 1 Glas Wasser, Aufguss, 10 Minuten ziehen lassen; 2 Gläser täglich oder bei Bedarf.
Erfrischend und vitalisierend, vor allem bei Fieber und zehrenden Erkrankungen, ist die äusserliche Anwendung von Essigrezepturen. Hier werden verschiedene Kräuter mit angesetzt, welche regulierend über die Haut wirken können. Nachfolgend ist die Zusammensetzung für eine Körperessig-Rezeptur aufgeführt:
Körperessig
Rp. |
Obstessig
Lavendelblüten
Melisseblätter
Pfefferminzblätter
Brennesselkraut
Rose, Blütenblätter
Malve, Blütenblätter
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750.0
25.0
5.0
5.0
5.0
10 Stück
7 Stück
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Die Kräuter werden nacheinander in eine Flasche geschichtet und mit Essig übergossen. Danach soll das Gefäss verschlossen und für 8 Wochen an einen schattigen Platz gestellt werden. Dann wird durch ein Tuch abgeseiht und der Essig gut verschlossen aufbewahrt; der Ansatz ist für ungefähr Jahr haltbar. Vor dem Gebrauch werden 2 bis 3 Esslöffel mit 1/2 Liter Wasser verdünnt und für Körperwaschungen benutzt.
Roboranzien und Tonika sind vielfältig einsetzbar, zur Einnahme und zum äusserlichen Gebrauch. Sie können in energiezehrenden Lebens- oder Altersphasen helfen, wieder Kraft zu tanken und festen Boden unter die Füsse zu bekommen. Diese Mittel sind bei Bedarf oder kurmässig anzuwenden, nicht aber zur Dauermedikation gedacht. Die psychische Flexibilität, an den Umständen etwas zu ändern, können sie allerdings nicht übernehmen sie können uns aber dafür zugänglicher werden lassen!
Veranstaltungen
- Ausbildung in der Hildegard von Bingen Heilkunde ab 26.06.04
- Leben und arbeiten mit Heilpflanzen, 26. + 27.06.04
- VI. Sommerforum für Phyto- und Aromatherapie in der Fränkischen Schweiz, 26. 31.97.04
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Heilpraktiker Peter Germann
Phytaro- Heilpflanzenschule Dortmund
Köln-Berliner-Str. 9, D-44287 Dortmund
Tel.:
Fax.:
www.phytaro.de
aus Heilpraxis Magazin - 8. Jahrgang - Nr. 3 - Mai/Juni 2004
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