Interview - Heilfasten macht glücklich

Ein einfaches Mittel gegen Probleme und Beschwerden
Was machen Sie, wenn es Ihnen schlecht geht? Wenn die Probleme überhand nehmen? Fasten Sie doch einfach einmal. Das ist nicht nur gut für die Figur. Es ist auch Nahrung für die Seele – der ideale Tipp um jung und gesund zu bleiben.

Fasten als Gute-Laune-Therapie – geht das wirklich? Das Heilpraxis Magazin Schweiz fragte beim Fachmann nach: Dr. Andreas Buchinger, ärztlichen Enkel des Initiators der Buchinger-Heilfasten-Methode, Dr. Otto Buchinger, aus Bad Pyrmont bei Hannover.
Warum ist es günstig für den Körper, im Frühjahr zu fasten?
Im Frühjahr stellt sich der Organismus um: Der Stoffwechsel wird lebhafter u. aktiver, bestimmte Hormone werden vermehrt gebildet. Die meisten Menschen bewegen sich wieder mehr, lassen mehr natürliches Licht an unbedeckte Haut – mit den Lichtquanten steigt auch die Stimmung. Frühjahr symbolisiert Aufbruch, Neubeginn. Die beste Zeit, um sich von lästigen körperlichen und seelischen „Schlacken“ zu verabschieden.

Warum kann man das Fasten als „Präventivmedizin“, ja sogar als „Jungbrunnen“ bezeichnen?
Heilfasten stärkt die Immunabwehr. Es wirkt anti-entzündlich, weil beim Fasten Veränderungen im Zellzwischenraum („Matrix“) und in den Zellwänden rückgängig gemacht werden. Ablagerungen in den Gefässwänden werden vermehrt abgebaut und abtransportiert. Heilfasten aktiviert den Stoffwechsel, was an einer Normalisierung erhöhter Blutfettwerte und Leberwerte eindeutig feststellbar ist. Zudem wird während der Kur das Körpergefühl wieder lebendig – der Wunsch gesünder zu leben intensiviert sich. Verhaltensänderungen wie Nahrungsumstellung, Bewegungsprogramm, Seelenhygiene werden eingeleitet.

Wann sollte man nicht fasten?
Grundsätzlich gilt: Alles, was den Körper auszehrt, stellt eine Gegenanzeige dar: z.B. Typ 1-Diabetes, schwerste Herzerkrankungen, stark verengte Hals- Herz- und Gehirnschlagadern, Krebserkrankungen, Nierenversagen, Bettlägerigkeit, schwere Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS, o.ä. Auch das „biologische Alter“ spielt eine Rolle; z.B. kann ab 70 seltener gefastet werden, da die Zahl und die Schwere von Erkrankungen zunehmen; Kinder und Jugendliche sollten ebenfalls nicht fasten. Und: Es muss immer ein wichtiger Grund und eine Motivation für einen solchen Schritt vorliegen.

Fasten im Alltag – so geht’s

Fasten in Eigenregie („Fasten für Gesunde“) … sollte man nur, wenn man wirklich völlig gesund ist und eine fachlich kompetente Supervisionsmöglichkeit hat. Sobald bei Gesundheitsstörungen chemisch differente Medikamente eingenommen werden, geht nur noch stationäres Fasten (Klinik). Wer eine längere Fastenkur plant, sollte sich unbedingt vorher vom Hausarzt durchchecken lassen (Labor/EKG). Günstig sind ambulante Fastenbetreuung (sog. „ausserklinisches Fasten“) oder Fastenkurse (abends).

Infos bei : UGB – Verband für unabhängige Gesundheitsberatung (Stichwort „Fasten für Gesunde“) e. V., Sandusweg 3, D-35435 Wettenberg/Giessen
Tel. 0049/0641/ 8 08 96 -0; Fax 8 08 96-50, Email: ; URL: www.ugb.de
Weitere Infos : Dr. med. Andreas Buchinger, Bettina-Nicola Lindner: „Original Buchinger Heilfasten“, Haug Verlag

Wieviel kann man beim Fasten wirklich abnehmen?
Das Gewicht spielt keine vordergründige Rolle. Gewichtsabnahmen sind von Fall zu Fall verschieden, schon hinsichtlich der Geschlechter gibt es bezgl. der Gewichtsabnahme deutliche Unterschiede durch die Wirkung der Hormone. Männer nehmen z.B. immer etwas mehr ab als Frauen. Geht man nur mit dem Gedanken ans Abnehmen in ein Fasten, wird daraus eine verkrampfte Haltung mit weniger Gewichtsabnahme resultieren. Die Gewichtsreduktion ist somit die „schönste Nebensache“ beim Heilfasten.

Stimmt es, dass Fasten glücklich macht – und damit auch jung hält?
Durch die vermehrte Wirksamkeit des „Glückshormons“ Serotonin im Fasten kommt es häufig zu Momenten der Glücksempfindung. Dabei handelt es sich um kreative Phasen, in denen man Pläne schmiedet oder Lösungen für schwierige Probleme findet. Andere fangen plötzlich an zu schreiben oder finden ganz neue Dimensionen in der Kunst und Kultur. Häufig lebt auch die Lust an der Bewegung, am Körpergefühl wieder auf. Es ist die Wiederentdeckung von Körper, Geist und Seele, die das Hochgefühl auslöst. Damit verbunden ist auch eine Belebung der eigenen Sexualität, des intensiveren Erlebens dieses auch mit einem wunderbaren Zauber verbundenen Bereichs! Die Sexualität im positivsten Sinne (nicht die „Konsum-Sexualität“) ist ja auch eine sehr wichtige, bewegende Emotion, die jedem Menschen gut tut, und über die man ruhig reden kann.

Das sollten Sie beachten :

Jeder kann zaubern
Jeder kann seine
Ziele erreichen
Wenn er warten kann
Wenn er denken kann
Wenn er fasten kann
Hermann Hesse, 1877-1962

Das „Innentempo“ ist beim Fasten verlangsamt; alles geht etwas ruhiger vonstatten; Tipp: regelmässig Aus-Zeiten gönnen.
Der Kreislauf neigt – vor allem zu Beginn eines Fastens – zu niedrigeren Blutdruckwerten. Tipp: Ausgleich schaffen mit viel trinken und viel Bewegung/Sport an der frischen Luft.
Fastende sind während des Verlaufes einen Fastens besonders sensibel – Streitgespräche und energetisch negative Themen vermeiden.
Die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit (besonders bei Nacht- u. Dämmerungsfahrten) kann im Fastenverlauf herabgesetzt sein. Nacht- und Dämmerungsfahrten unterlasse!
Bei überstarker und zudem negativer beruflicher und privater Überlastung sollte man auf keinen Fall im Alltag fasten, auch nicht, wenn man mit sehr diffizilen Geräten/Maschinen umgehen muss und dadurch unfallgefährdet ist.

Kann man Probleme einfach „wegfasten“?
Dass das möglich ist, bestätigen mir viele meiner Patienten täglich – wenn die Ausgangsmotivation stimmig ist. Man kann direkt verfolgen, wie sich neben den körperlichen „Schlacken“ auch die seelischen „Verkrustungen“ lösen. Wichtig ist: in das Fasten einzutreten mit dem Vorsatz, für diese Zeit möglichst viele Probleme hinter sich zu lassen – hier ist „Loslassen“ angesagt. Dann wird man allgemein ruhiger, gelassener, gewinnt Abstand. Sollten Probleme hochkommen, dann sind Ansprechpartner sehr wichtig, die gut zuhören und dann ausgleichend wirken. Erfahrungsgemäss dauern diese quasi „Erstverschlimmerungen“ aber nicht lange – und dann sind diese Gefühle (z. B. Trauer, Wut, etc.) aber auch wie durch ein Wunder verschwunden. Kommt man dann ins Alltagsleben zurück, kann man die Verhältnisse klären – und ist offen für neue spannende Aufgaben und Wendungen.

Was passiert bei dieser „seelischen Entgiftung“?
Über die „Entschlackung“ und Umstellung des vegetativen Nervensystems werden auch negative Stressfaktoren, alter Ballast – der nun nicht mehr zu einem gehört – entsorgt. Es kann unterschiedliche, vorübergehende Stimmungslagen geben. Letztendlich werden die emotionalen Schwankungen zwischen Stimmungshoch und Stimmungstief geringer, man befindet sich zunehmend in einem Gefühl des Ausgeglichenseins – man ist erleichtert, kommt zu innerer Ruhe.

Fasten kann das Leben verändern – was hilft dabei?
Als einzige Instanz kann der eigene Wille helfen, grundlegende Veränderungen im Leben herbeizuführen, nachdem man Fehler oder Fehlhaltungen erkannt hat. Indem ich kraft meines eigenen Willens für eine begrenzte Zeit auf feste Nahrung verzichte, stärke ich meine eigene Willenskraft und mein Selbstbewusstsein.

Interview: Bettina-Nicola Lindner

aus Heilpraxis Magazin - 8. Jahrgang - Nr. 3 - Mai/Juni 2004

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