Interview - Das Geheimnis der Sieger

Die Zauberformel liegt im Blut
Warum haben einige Menschen offensichtlich das Glück und das Jungbleiben gepachtet – und andere ziehen regelmässig den schwarzen Peter? Warum ist der eine erfolgreich und vital – und der andere eben nicht? Und das bei gleichen Bedingungen?

Der bekannte Präventiv-Arzt Dr. Michael Spitzbart aus Lauf fand die Antwort: „Ob wir Glück oder Pech im Leben haben, das hängt von unserem Blut ab“. Das Heilpraxis Magazin Schweiz befragte den Erfolgsexperten:
Sie behaupten in Ihrem Buch „Das Blut der Sieger“, dass sich Erfolgreiche von Durchschnittsmenschen durch ihr Blutbild unterscheiden. Wie kommen Sie darauf?
Normalwerte spiegeln nur den Durchschnitt aller Untersuchungen wieder. Doch statistisch gehen viel mehr Kranke zum Arzt, darum orientieren sich die Normwerte am Durchschnittskranken. Da sich in meiner Präventionspraxis aber sehr viele gesunde und erfolgreiche Menschen untersuchen lassen, fallen deutliche Abweichungen zu den „Normalwerten“ auf.

Sie haben das Blut von erfolgreichen Menschen wie Sportlern und Visionären untersucht. Was war das Auffälligste daran?
Auffällig ist ein hoher Einweiss-Spiegel, insbesondere der Spiegel an gehirnaktiven Aminosäuren. Aus diesen Eiweissbausteinen macht unser Körper Hormone, die unser Denken und unsere gesamte Stimmungslage beeinflussen. Wenn sie fehlen, fühlt man sich müde, lustlos und schlapp. Die richtige Dosis dagegen verleiht Pepp und Durchsetzungsvermögen.

Welche Aminosäure ist besonders wichtig?
Es sind natürlich alle wichtig. Bei belasteten Menschen fehlt aber am häufigsten Tryptophan. Hier sieht man, wer bereits auf Reserve läuft. Hohe Spiegel stehen für mentale Stärke, wie sie David Coulthard demonstriert hat. Zwei Tage nach seinem Flugzeugabsturz fuhr er schon wieder Formel-1-Rennen. So etwas geht normalerweise nicht. Die meisten wäre zwei Tage später höchstens Strassenbahn gefahren, bei jedem Bimmeln aber vor Schreck zusammengezuckt. Nur durch die hohe Ausgangslage dieser gehirnaktiven Aminosäure konnte Coulthard dieses dramatische Ereignis vor einigen Jahren so schnell kompensieren.

Wie merkt man, dass einer der Vitalstoffe fehlt, die erfolgreich und fit machen?
Manchmal berichten meine Patienten, sie fühlen sich so, als ob irgendwo eine Handbremse angezogen wäre. Das ist ein häufiges Zeichen für das Fehlen von Vitalstoffen. Wenn man nachmisst, dann entdeckt man, dass bestimmte Aminosäuren, Zink, Chrom, Selen oder Mangan fehlen. Das ist auch kein Wunder: Noch vor hundert Jahren lag der durchschnittliche Kalorienverbrauch bei 4000 Kalorien täglich. Heute liegt er unter 2000 Kalorien. Wer diese wenigen Kalorien auch noch mit totem, leer gekochtem Essen auffüllt, der darf sich nicht wundern, dass das Leben so ist, wie es ist. Kochen zerstört 100 % der Vitamine und schwemmt viele Mineralstoffe und Spurenelemente aus der Nahrung heraus.

Gibt es einen Schnelltest für den Laien um festzustellen, ob dem Körper Eiweiss fehlt?
Erste Zeichen für Eiweissmangel sind – ein gesundes Herz vorausgesetzt – Schnürringe dort, wo tagsüber die Socken sitzen oder der überdeutliche Abdruck vom Schuh, in dem man den ganzen Tag gestanden hat. Eiweiss bindet Wasser im Blutgefäss und nicht in den Füssen.

Käse enthält neben Eiweiss auch den Sportler-Stoff Methionin
Stark für die Energiegewinnung: Das Quasi-Vitamin Q10 im Knoblauch
Halten geistig fit und wach: Pilze (Pantothensäure) und Seefisch (jod)
Vitamin A ist ein starker Helfer gegen Freie Radikale; enthalten in: frischen Karotten , Petersilie und Salbei

Wie kann ich exakt herausfinden, welche Vitalstoffe meinem Körper fehlen?
Hier hilft nur die Messung und die ist am Anfang sogar recht umfangreich. Bei den Kontrollen müssen dann aber nur noch die „Ausreisser“ gemessen werden – und nicht mehr das ganze Profil.

Wie kann ich mich erfolgreich essen? Und wie lange dauert das?
Das Erfolgsgeheimnis heisst: Eiweiss ohne Fett, viel frisches Obst und Gemüse. Im Grossen und Ganzen so eben, wie es unsere Vorfahren schon immer gemacht haben. Die haben allerdings weniger auf das Fett achten müssen. Das muss heute aber jeder, der am Schreibtisch sitzt. Faustregel: Je öfter der Mensch bei der Herstellung des Essens involviert war, desto schlechter wird es. Wer diese Grundsätze beherzigt, sein Müsli selber mahlt und die in Amerika geforderten fünf Portionen Obst am Tag isst, der spürt ganz schnell eine positive Wende.

Kann man mit Ihrer „Sieger-Therapie“ auch ernsthafte Krankheiten heilen?
Ernsthafte Krankheiten heilt die Natur, nicht der Arzt. Der gibt lediglich Hilfestellung. Viel besser ist es, gar nicht erst krank zu werden. Leider wird nur ein Prozent unseres Gesundheitsetats für die Vorsorge ausgegeben, 99 % für die Reparatur. Die beste Prävention ist regelmässige Bewegung und vitalstoffreiches Essen.

Essen Sie sich fit und erfolgreich

Diese ausgewählten Vitalstoffe helfen uns besonders gut, unser Leben auf Erfolgskurs zu steuern:

Phenylalanin bringt Impulse
Die Aminosäure ist enthalten in tierischen und pflanzlichen Eiweissen. Sie bewirkt Kreativität und eine positive Grundstimmung.
Tagesbedarf: z.B. in 80g Bohnen

Tryptophan macht glücklich
Dieser Ausgangsstoff für das Glückshormon Serotonin findet sich in Naturreis, Linsen Magerkäse und Putenfleisch. Er steigert die Stresstoleranz und wirkt antidepressiv.
Tagesbedarf: z.B. drei Bananen

Vitamin C gibt Power
Die Ascorbinsäure findet sich reichlich in Johannisbeeren, Kiwis und Kartoffeln. Sie stärkt die Abwehrkraft und ist gut für die Nerven.
Der Tagesbedarf steckt z. B: in 100 g Kohlrabi

Vitamin E hält jung
Der Gefässschoner ist enthalten in Pflanzenölen, Nüssen, Bohnen und Spargel; Vitamin E wirkt lebensverlängernd, stärkt die Vitalität und Abwehrkraft,
Tagesbedarf: z.B. in 40 g Walnüssen

Magnesium bringt Ruhe
Das Anti-Stress-Mineral ist enthalten in Vollkorngetreide, Kürbissamen und Mandeln. Es bewirkt innere Ruhe, Ausgeglichenheit und entspannte Muskeln.
Die Tagesmenge: in z.B. 200 g Spinat.

Zink motiviert
Das Spurenelement ist enthalten in Vollkornprodukten, Nüssen, Bohnen. Es bewirkt Motivation, ein optimales Immunsystem sowie Potenz und Libido.
Tagesmenge: z.B. in 500 g Vollkornbrot

Können Sie anhand des Blutbildes Aussagen über die jeweilige Persönlichkeit machen?
Sieger kann man bereits am Start erkennen, Verlierer übrigens auch. Bei einem tiefen Hämoglobin-Spiegel braucht der Tour-de-France-Fahrer gar nicht erst anzutreten. Spätestens bei der ersten Bergetappe wird ihm die Luft ausgehen. Das Gleiche gilt am Schreibtisch: tiefes Hämoglobin und die „unerklärliche Müdigkeit“ ist vorprogrammiert. Wenig gehirnaktive Aminosäuren, und die Mundwinkel werden schwer wie Blei nach unten sinken. Gott sei Dank kann man diese Werte positiv beeinflussen!

Die Veränderung des Blutbildes durch Ihre Vorschläge kann eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken. Kann der Schuss auch nach hinten losgehen?
Die Persönlichkeit wird sich nie völlig verändern, da gehört mehr dazu als nur die Ernährung. Wohl aber kann man aus einem chronisch schlecht gelauntem, schlappen Couch-Potato einen vitalen, gut gelaunten Menschen mit positiver Ausstrahlung und Charisma machen. Das Gegenteil geht eher von ganz allein. Und wenn das gelingt, dann geht der Schuss nicht nach hinten, sondern eher nach vorne los!

Weitere Infos:

Dr. med. Michael Spitzbart
Eckenhaider Weg 6, D-91207 Lauf
, www.spitzbart.com

Buchtipp:
Dr. Michael Spitzbart: Das Blut der Sieger, WESSP Verlag GMBH, 240 Seiten, Fr. 33.–

Interview: Bettina-Nicola Lindner

aus Heilpraxis Magazin - 8. Jahrgang - Nr. 3 - Mai/Juni 2004

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