natürlich GESUND
Montag, 28.05.2007


14 Heilpflanzen für ein langes Leben


Gesunde Lebensführung, das richtige Mass von Anspannung und Entspannung, eine ausgewogene Ernährung – das ist das Rezept für ein gesundes langes Leben. Die folgenden 14 Heilpflanzen unterstützen – vor allem präventiv eingesetzt – die Gesundheitspflege.

Die Artischocke ist vielen als köstliches Mittelmeergemüse bekannt. Weniger bekannt ist die medizinische Verwendung der Laubblätter der Artischocke bei Fettstoffwechselstörungen. Artischockenblätter wirken cholesterin- und triglyzeridsenkend. Sie sind in der Lage, bereits bestehende Cholesterinablagerungen aufzulösen. Damit trägt die Artischocke dazu bei, der Arteriosklerose vorzubeugen. Darüber hinaus ist sie eine unserer grossen Leberpflanzen. Sie regt die Gallebildung an und wirkt schützend und regenerierend auf die Leberzellen.
Auch der Knoblauch hat eine gefässschützende Wirkung: er wirkt blutfettsenkend, verbessert die Fliesseigenschaften des Blutes und wirkt blutdrucksenkend. Wie die Artischocke ist der Knoblauch fester Bestandteil der Mittelmeerküche. Im Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat die sogenannte „Mittelmeer-Diät“ in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Hierzu gehören vor allem frisches Obst, frisches Gemüse, wenig Fleisch, viel Fisch, Knoblauch, Zwiebeln, reichlich Gewürzkräuter, Getreide, Olivenöl und zum Essen ein Glas Rotwein. Knoblauch wirkt sehr vielfältig und gehört zu unseren pflanzlichen Antibiotika.. Er enthält Selen, das entgiftend bei Schwermetallvergiftungen mit Blei, Cadmium und Quecksilber wirkt. Knoblauch ist in der Lage eine gestörte Darmflora wieder zu regenerieren. Er hemmt unnatürliche Gärungsprozesse im Darm und unterdrückt das Wachstum fremder Keime. Somit wirkt die tolle Knolle auch stärkend auf unser Immunsystem. Neuerdings wird auch eine blutzuckersenkende Wirkung des Knoblauchs wissenschaftlich untersucht. Notwendig zur Erzielung der Wirkung ist der tägliche Genuss von 4 g frischer Knolle oder 900 mg Knoblauchpulver. Ähnlich wirken auch die Geschwister des Knoblauchs, Bärlauch und Zwiebel . Vom Olivenöl ist bereits seit langem bekannt, dass es mit seinem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren in der Lage ist, erhöhte Gesamtcholesterinspiegel im Blut zu senken und somit der Gefässverkalkung vorzubeugen. Olivenöl wird auch für äusserliche Anwendungen verwendet. Es ist häufig Trägersubstanz für ätherische Öle oder Pflanzenzubereitungen, da es die Eigenschaft hat, tief in die Haut einzudringen. Auch ohne Zusätze hat das Öl eine erwärmende und durchblutungsfördernde Wirkung.
Eine Teezubereitung aus Olivenblättern wirkt mild blutdrucksenkend. 2–3 Tassen täglich nach dem Essen über ¼ Jahr getrunken (alle 4 Wochen eine Woche Pause einlegen), kann unterstützend wirken.
Immer mehr hört man in den letzten Jahren von Hanfsamenöl . So fanden Wissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg heraus, das Hanföl zu 70 – 80 % aus den mehrfach ungesättigten Fettsäuren Linol- und Linolensäure besteht. Diese sind im menschlichen Körper an der Blutgerinnung beteiligt und wirken entzündungshemmend. Auch enthält Hanföl reichlich Phytosterine (3,6 bis 6,7g/kg), die den Cholesterinspiegel senken und als krebshemmend gelten. In der Küche kann es vor allem für kalte Speisen verwendet werden, besonders zur Zubereitung von Salaten.
Im Bezug auf das Altern spielen Pflanzen mit antioxidativer Wirkung eine grosse Rolle. Sie schützen Körperzellen vor freien Radikalen und beugen somit vorzeitiger Alterung vor. Entsprechend sind einige Pflanzen aus Medizin und Kosmetik nicht mehr wegzudenken.
Immer wieder neu diskutiert wird die Wirkung des Weins. Stammpflanze für den Wein im Glas ist die Weinrebe . Nicht nur die Römer wussten über die Heilkraft des Weines bestens Bescheid, er war lange vorher bereits Bestandteil kultischer Handlungen und Heilungsriten. Den grossen Nutzen von Wein als Heilmittel beschrieb der Philosoph Plutarch (45–125) folgendermassen: „Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneimitteln das süsseste, unter den Speisen die angenehmste.“ Bei fast all ihren Rezepten rät Hildegard von Bingen (1010–1079), die Kräuter oder pulverisierte Rinden in warmen Wein zu reichen. Es war das uralte Wissen um das Heilmittel Wein, das Ausdruck fand in ihren verschiedenartigsten Rezepturen: Lavendel in Wein nimmt Leberschmerzen weg, bereitet „reines Wissen und einen reinen Verstand“, Asche von Rebholz mit Wein angerührt war ein Zahnputzmittel …
So selbstverständlich der Umgang mit Wein in unserer Kultur zu sein scheint, so fliessend ist hier die Grenze zwischen Nutzen und Schaden. Man spricht von „French paradox“ und bezeichnet damit den Umstand, dass Frankreich das Land mit dem höchsten Weinkonsum der Welt ist und gleichzeitig die geringste Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzuweisen hat. Verantwortlich scheint v.a. der Wirkstoff Resveratrol zu sein, der sich hauptsächlich in der Beerenhaut befindet und erst durch Gärung freigesetzt wird. Dem Resveratrol (v.a. im Rotwein) wurde eine herzschützende und antioxidative Wirkung bescheinigt, antikarzinogene Eigenschaften werden noch diskutiert.
In der Schweiz äusserst populär ist das Edelweiss . Das es sich dabei um eine Pflanze mit ausserordentlich starker antioxidativer Wirkung handelt, ist über Schweizer Grenzen hinaus nicht so bekannt. Im Kanton Wallis wird Edelweiss tonnenweise geerntet (1,2 kg auf einen Quadratmeter). Die erste Kosmetikserie mit Edelweissextrakten zum Sonnenschutz ist dieses Jahr auf den Markt gekommen. Verantwortlich für die antioxidative Wirkung sind hier vermutlich Flavonoide, die mit grösserer Höhe und entsprechend stärkerer Sonneneinstrahlung als UV-Schutz von der Pflanze gebildet werden. Die Flavonoide sind es auch beim Weissdorn , die für die Wirkung verantwortlich zu sein scheinen. Der Weissdorn ist die grosse Pflanze für‘s Herz. Weissdorn „ökonomisiert“ die Herzarbeit. Die Durchblutung der Herzkranzgefässe und des Herzmuskels wird verbessert, Blutdruckveränderungen und Herzrhythmusstörungen ausgeglichen und die Herzleistung verbessert. Weissdornzubereitungen können langfristig, d.h. Monate bis Jahre eingenommen werden.
Zu den Heilpflanzen mit hoher antioxidativer Wirkung zählt auch Ginkgo biloba (s. unser ausführliches Pflanzenportrait), der japanische Tempelbaum. Seine Entstehung wird auf die Zeit vor ca. 250 Millionen Jahren geschätzt, damit ist er der älteste Baum der Welt. Ginkgoblattextrakte verbessern die Durchblutung der kleinsten Gefässe, aber auch des Gefäss-Systems allgemein.
Der Rosmarin ist als Gewürz wohlbekannt, seine medizinischen Eigenschaften werden oft unterschätzt. In einem Tagebuch, das angeblich Donna Isabelle gehörte, einer ungarischen Königin im 14. Jahrhundert, hat man folgende seltsame Erklärung gefunden: „Ich, Donna Isabelle, im zweiundsiebzigsten Lebensjahr stehend, sehr gebrechlich und an Gicht leidend, gebrauchte ein ganzes Jahr lang folgendes Rezept, welches ich von einem Eremiten erhielt, dem ich niemals begegnete, noch begegnen konnte: seither tat es mir soviel Gutes, dass ich in eben jener Zeit geheilt wurde und meine Kräfte wiedererlangte, so dass sie einem jeden gesund erschienen; der König von Polen wollte mich ehelichen was ich abgelehnt habe für die Liebe zu Jesus Christus und dem Engel, von dem ich glaube, besagtes Rezept erhalten zu haben“.
Dieses Zeugnis war die Ursache der im 17. Jahrhundert ausserordentlichen Beliebtheit des alkoholischen Pflanzendestillats aus Rosmarin, genannt „Wasser der Königin von Ungarn“. Es vermochte auf wundersame Weise die Frische des Teints als auch die Zartheit der Haut zu erhalten.
Rosmarinblätter wirken äusserlich eingesetzt durchblutungsfördernd und hautreizend, was sowohl die Wirkung auf den Teint, als auch die Linderung der rheumatischen Beschwerden erklärt. Innerlich eingenommen regt Rosmarin die Herztätigkeit an und wirkt besonders gut beim niedrigen Blutdruck.
Die wohl bekannteste Heilpflanze für das Alter ist der Ginseng .(s. hierzu auch unser Heilpflanzenportrait). Der Ginseng wird als Adaptogen bezeichnet. Adaptogene sind in der Lage, die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Aussenreize (Stressoren) zu verbessern. Das bezieht sich sowohl auf Temperatureinflüsse, Stressfaktoren, chemische Noxen aber auch auf Strahlenbelastung. Zahlreiche Untersuchungen belegen diese Wirkungen. Er wirkt antioxidativ, anregend und kräftigend, besonders in der Rekonvaleszenz und bei Schwächezuständen, erhöht die Konzentrations- und Merkfähigkeit und verbessert ganz allgemein die Leistungsfähigkeit.
Als der Japaner Georg Oshawa, Begründer der Makrobiotik, anlässlich eines Besuches im Schwarzwald die blühenden Löwenzahn wiesen sah, rief er aus: „Wo diese herrliche Pflanze wächst, braucht man keinen Ginseng einzuführen!“. Als lästiges Unkraut verkannt, verkörpert der Löwenzahn die geballte Vitalität und Heilkraft unserer einheimischen Heilpflanzen. Er ist in seiner Wirkung so vielfältig, dass der Schweizer Pflanzenheilkundige Bruno Vonarburg ihn als „Waschpulver“ für unseren Körper bezeichnete. Und in der Tat ist seine Aufgabe die Reinigung. Er regt die Leber- und Nierentätigkeit an und wirkt allgemein stoffelwechselfördernd. Löwenzahn enthält zahlreiche Mineralien und Spurenelemente, die ihn auch als Wildgemüse zu einer Kraftbombe macht. Seine Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd, anregend und kräftigend, abwehrsteigernd und herzstärkend.
Von der Heilkraft her ist die Brennessel dem Löwenzahn absolut ebenbürtig. Sie eignet sich ebenfalls zur Entschlackung und Entgiftung, da sie die Nierentätigkeit anregt und somit harnpflichtige Substanzen ausscheiden hilft. Besonders bei rheumatischen Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen wie der Gicht ist dies von grosser Bedeutung. Brennesselmus, Brennesselfrischsaft, aber auch Präparate, wirken zudem entzündungsund schmerzhemmend bei entzündlichrheumatischen Erkrankungen. Durch ihren hohen Gehalt an Mineralien und Spurenelementen ist sie ein ausserordentlicher Kraftspender. Der hohe Gehalt an Chlorophyll führt ausserdem dazu, dass das Blut stärker mit Sauerstoff angereichert wird. Gut für die Einnahme eignen sich Pflanzenfrischsäfte. Brennesselkuren sollten über einen Zeitraum von 4-6 Wochen durchgeführt werden.
Als einheimische bedeutende Heilpflanze darf der Enzian nicht fehlen. Medizinisch verwendet wird die Wurzel des gelben Enzians, der in seiner Wirkung dem Löwenzahn ähnlich ist. Auch er verfügt über Bitterstoffe, jedoch über ein Vielfaches mehr als der Löwenzahn. Enzian ist eine Pflanze, die im jungen wie im hohen Alter hilft. Sie regt die Tätigkeit der Verdauungsorgane an. So können Nahrungsmittel besser aufgeschlossen werden. Darüber hinaus wirkt sie anregend und kräftigend, regt die Entgifungstätigkeit der Leber an und wirken somit stoffwechselbedingten Erkrankungen entgegen. Zur Anregung der Verdauungstätigkeit ½ Stunde vor dem Essen als Tee oder Tinktur einnehmen.
Wie der Ginseng in der chinesischen Medizin, wird die Zitronenmelisse bei uns traditionell als „Alters-Heilpflanze“ verwendet. Hildegard von Bingen erzählte von der Melisse, dass man gern lacht, wenn man sie isst, da sie das Herz freudig erregt, weshalb die Melisse auch Herztrost heisst. Paracelsus berichtete: „Melissa ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, die beste Pflanze für das Herz.“ Die Melisse hat einen Bezug zum Nervensystem und hilft bei der vegetativen Dystonie, d.h. bei organischen Störungen, die durch ein „dünnes Nervenkostüm“ verursacht werden. Forscher der Northumbria University konnten jüngstens nachweisen, dass Zitronenmelisse die Denkleistung erhöht. Es wird der Einsatz für Patienten, die an Demenz leiden erwogen. Die Wirkung der Melisse wurde bereits im 16. Jahrhundert als „Geistesbeschleuniger“ beschrieben.
Melissentee schmeckt gut und ist gut verträglich, zwei-drei Tassen am Tag, frisch aufgebrüht schafft Entspannung und Wohlbefinden.



aus Heilpraxis Magazin - 8. Jahrgang - Nr. 3 - Mai/Juni 2004


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