natürlich GESUND
Freitag, 01.06.2007


Leben und Werk Samuel Hahnemanns


Das Gedankengut der Homöopathie wird besonders deutlich anhand der Lebensgeschichte ihres Begründers Samuel Hahnemann; einem Schicksal, wie es in Jahrhunderten vielleicht einmal vorkommen mag.
Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 in Sachsen geboren. Die einfachen Verhältnisse, aus denen er stammte, hätten ihm keine Schul- oder Universitätsausbildung ermöglicht. Im Laufe seiner Jugend geriet er jedoch immer wieder an Lehrer und Professoren, welche auf seine ausserordentlichen Begabungen aufmerksam wurden, ihn von Schul- und Studiengebühren befreiten und ihm so den Besuch des Gymnasiums und der Universität dennoch ermöglichten.

So konnte er schliesslich in Leipzig, Wien und Erlangen Medizin studieren. Den notwendigen Lebensunterhalt finanzierte er unterdessen mit Sprachunterricht und Übersetzungen; seine Genialität zeigte sich schon früh an der Tatsache, dass er zu dieser Zeit etwa 10 (!) Sprachen beherrschte. Zeitlebens blieb er ein Suchender. Auch nach seiner Approbation führte er ein unstetes Leben. Zunächst ging er nach Halle, dann nach Dessau, wo er seine spätere Frau kennen lernte, anschliessend nach Gommern, wo er heiratete. Währenddessen arbeitete er als Arzt, übersetzte Lehrbücher ins Deutsche und brachte auch eigene Veröffentlichungen heraus. 1785 ging er als Arzt und Übersetzer nach Dresden, wo er eine Schrift über Arsenikvergiftung veröffentlichte, in welcher er die Ärzteschaft erstmals massiv angriff.

Um Wohnkosten einzusparen, wechselte er vier Jahre später in einen Vorort von Dresden über, aber nicht mehr, um ärztlich tätig zu sein – die ärztliche Kunst erschien ihm zu dürftig und unzulänglich, die Kollegen zu unfähig –, sondern um ausschliesslich als Übersetzer zu arbeiten. Obwohl seine Veröffentlichungen bald grosse Ausmasse annahmen, warfen sie finanziell nicht viel ab: Er und seine achtköpfige Familie mussten in mehr als bescheidenen Verhältnissen leben. Trotz alledem liess Dr. Hahnemann keine Gelegenheit aus, seine Kollegen heftig anzugreifen. Er wetterte gegen die medizinischen Unsitten seiner Zeit und machte sich bei seinen Standesgenossen zunehmend unbeliebter.

Nach heutigen Massstäben war sein Denken geradezu fortschrittlich: Hahnemann engagierte sich für bessere Raumverhältnisse von Gefangenen, breitere Strassen, mehr Sonnenlicht in den Siedlungen und anderes. Mit diesem Gedankengut war er seinen Zeitgenossen sicherlich 200 Jahre voraus. Entsprechend stiess er bei ihnen auf wenig Verständnis. Als er schliesslich nach seinen Forschungen und Entdeckungen sich ganz der von ihm begründeten Homöopathie widmete, begriffen ihn seine Kollegen immer weniger und er wurde zunehmend einsamer.
Mit seinem seinem 1810 erstmals formulierten Organon wollte er wohl eine Art Kodex der Heilkunst aufstellen. In diesem Werk bezeichnet er Heilen als das «Ins Gleichgewicht bringen» der verstimmten Lebenskraft durch die dauernde Beseitigung der Gesamtheit aller Symptome. Hier muss betont werden, dass das Similimum – das ähnlichste Heilmittel, welches die Heilung hervorruft – nicht auf Grund der klinischen, sprich körperlichen Symptome ausgewählt werden darf; eine Arznei ist erst dann das Similimum, wenn es über die körperlichen Symptome hinaus mit allen anderen Befindensveränderungen des Patienten im Einklang steht. Damit ist beispielsweise der Gemütszustand, Empfindungen, Verschlimmerungszeiten und anderes gemeint.

In den nun folgenden Jahren veröffentlichte Samuel Hahnemann mehrere Schriften mit seinen Überlegungen und neu hinzugewonnenen Erfahrungen, in welchen er immer wieder zum ordnungsgemässen Gebrauch homöopathischer Mittel anhielt. Wirklich verstanden wurde er jedoch nur von wenigen seiner Zeit- und Standesgenossen, von vielen jedoch angegriffen oder verlacht. Die meisten jedoch lasen seine Werke nicht einmal, vom Überprüfen des Geschriebenen noch abgesehen.
Von 1805 bis 1811 lebte Dr. Hahnemann in Thorgau. Hier verlor sich seine innere Unruhe: Er vollendete das Organon und arbeitete in einer mässig frequentierten Praxis (1805 hatte er um die fünf bis acht Patienten pro Tag) ausschliesslich nach den Grundsätzen der Homöopathie. Zu dieser Zeit verwandte er nur wenige Medikamente, in erster Linie Nux vomica und Pulsatilla. Er experimentierte weiter mit kleinen Dosen und ging schliesslich zur 30. Centesimalpotenz über. Täglich zeigte sich nun mehr und mehr der Erfolg seiner Methode.

1834 warf eine Patientin aus Paris das Leben des über 80jährigen Witwers aus den gewohnten Bahnen: die 35jährige Melanie d\'Hervilly. Schon nach der ersten Konsultation kam es zur Annäherung zwischen den beiden, und kurze Zeit später fand die Heirat statt. Melanie war eine ungewöhnlich aktive und ehrgeizige Person. Sie konnte ihren Mann kurz nach der Heirat zur Umsiedlung nach Paris bewegen, wo sie ihm eine Praxis eröffnete, die äusserst erfolgreich war. Die Honorare von beträchtlicher Höhe kassierte sie gleich selbst. Dennoch starb Hahnemann, der früher in äusserst bescheidenen Verhältnissen gelebt hatte, in Paris 89jährig als reicher Mann.

Während der nächsten Jahrzehnte nach seinem Tod liess das Interesse an der Homöopathie nach: Es gab enorme Fortschritte in Chirurgie und Anästhesie, die Bakterien wurden entdeckt und die moderne Diagnostik entwickelt. Wahre Homöopathen waren nur noch wenige vorhanden. Samuel Hahnemanns reine Lehre fand vor allem in Grossbritannien und den USA Verbreitung; hier sogar an eigenen homöopathischen Universitäten. James Taylor Kent (1849 bis 1911) verhalf der Homöopathie zu neuer Blüte.

Aber es wuchs auch die Zahl der Abtrünnigen. Hoch- und Tiefpotenzler begannen sich zu bekämpfen. Vielen sogenannten Homöopathen gelang es nicht wirklich, in die Tiefe der Gedanken des Begründers einzudringen. Den Ärzten machte die Tatsache Probleme, dass die von Hahnemann verwandte 30 C völlig substanzlos ist – sie wollten nicht mit einem Medikament heilen, welches keine Substanz enthält. Ihre steigende Ablehnung wurde erst recht nicht gebremst, als sie nach Veröffentlichung des sechsten Organons – 80 Jahre nach Hahnemanns Tod – erfuhren, dass der Meister in seinen letzten Lebensjahren von Stufe zu Stufe mit 50 000 verdünnte statt mit 100.



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