Qi: Die Lebensenergie «Qi»
Mit dem Begriff «Qi» (auch Ch'i geschrieben und ausgesprochen als «tschii») wird einmal «Energie» schlechthin bezeichnet. Diese manifestiert sich aber in zahlreichen spezifischeren Formen. Die traditionelle chinesische Medizintheorie unterscheidet gut ein Dutzend Grundformen (wie beispielsweise die ätherische Aufbau- und Gestaltungskraft «Jing» oder die Wirkkraft des Blutes «Xue» oder die Sinnes- und Bewusstseinskraft «Shen») und mindestens weitere zwei Dutzend Nebenformen.
Es gibt ein «äusseres Qi», die grenzenlose kosmische Energie, die der Mensch durch Atmung und Ernährung sowie über die Akupunkturpunkte aufnimmt und dann individuelle zu «innerem Qi» verarbeitet (das übrigens auch genetisch konstituiert wird), das über die Leitbahnen der «Meridiane» den ganzen Organismus mit Energie und Informationen versorgt.
«Stellen wir uns einmal vor, dass der ganze menschliche Körper von einem in die räumliche Dimension ausgedehnten Netzwerk von übersinnlichen Kräften (d.h. nicht messbaren Energieformen) durchdrungen ist - so definiertes zusammengefasst die chinesische Medizintheorie. Stellen wir uns nun weiter vor, dass diese Kräfte auch ausserhalb des menschlichen Körpers als reale Kraftzusammenhänge vorhanden sind, dann wird uns die Aufgabe des Oberflächenspannungsfeldes schon etwas klarer: Es schirmt den menschlichen (ebenso wie den pflanzlichen oder tierischen) Organismus gegen einen allzu starke Durchdringung von den Kräften ab, die wir als Yang-Kräfte bzw. kosmische Umkreiskräfte kennengelernt haben. Zudem haben wir schon gelesen, dass die chinesische Medizinphilosophie einen zyklischen Kraftaustausch zwischen den irdischen Kräften und den kosmischen Umkreiskräften für die Grundlage der irdischen Lebensäusserungen im allgemeinen und des Lebens des menschlichen Organismus im besonderen hält.
Die kosmischen Umkreis- oder Yang-Kräfte brauchen gewissermaßen Tore, durch die sie in den menschlichen Körper eindringen können. Sie brauchen diese Tore, wie man eine Haustüre braucht, wenn man ein Haus betreten will. Diese Tore sind die ÐXueð die Ðelektrischen Löcherð (= die heute ca. 1800 bekannten Akupunkturpunkte, die nachweisbar einen tieferen elektrischen Widerstand ausweisen als umliegende Hautareale des menschlichen Körpers; P. G.). Sie sind so angelegt, dass Mass und Ordnung im Ein- und Ausströmen der Kräfte gewährleistet ist - zumindest beim gesunden Menschen. Die einströmenden Kräfte können durch diese ÐToreð über die Meridiane zu den Organfeldern weitergeleitet werden. Letztere können sich durch die ÐToreð der für sie unbrauchbar gewordenen Kräfte entledigen.» (Stefan Kappstein: «An-Mo» Bauer-Verlag 1981)
Ist das Verhältnis von ein- und ausströmenden Yin- und Yang-Kräften gestört, kommt es zu Krankheiten, was sich auch an den «Nahtstellen» oder «Toren», den Akupunkturpunkten, manifestieren muss: die Punkte reagieren nur druck- und schmerzempfindlich, sondern auch der elektrische Widerstand verändert sich (bei fieberhaften, «heissen» Erkrankungen - die aus chinesischer Sicht als Yang-Überschuss gewertet werden - wird er verringert; bei chronischen, arthritischen, sklerotischen oder «kalten» Krankheiten - ein Überhandnehmen von Yin-Kräften - wird der Hautwiderstand erhöht). Solche Schwankungen konnten jüngst auch mit sensiblen Messgeräten nachgewiesen werden.
Der Biophysiker Fritz A. Popp hat zudem aufgezeigt, wie jedes Verlassen des stabilen Zustandes des Organismus oder einzelner Organe einen Anstieg der Biophotonen-Emission nach sich zieht: ultraschwache masselose Lichtenergie, die auf freie Elektronen übertragen wird und die vor allem an den Akupunkturpunkten die Hautoberfläche verlassen. Die Elektroakupunktur nach Voll nutzt dieses Phänomen zur Diagnose (und Therapie) einzelner Organe und Funktionen mit elektrischen Messgeräten (und therapeutischen Impulsen) an den Akupunkturpunkten.
Viele erfahrene Praktiker der Akupunktur können diese Punkte, die nur wenige Millimeter Sensibilitätsumfang besitzen, gleichsam als Lichtpunkte sehen; oder sie fühlen ihre Finger vom Zentrum dieser Akupunkturpunkte - insbesondere wenn krankhafte Zustände vorliegen - wie angezogen.
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