Hauterkrankungen bei Kindern mit Heilpflanzen behandeln
Als unser grösstes Sinnes- und Ausscheidungsorgan ist die Haut im Kindesalter ganz anderen Einflüssen und Strapazen ausgesetzt als im Erwachsenenalter. Gemeinhin spricht man von der „zarten“ Haut, die typisch für das Kindesalter ist. In der Tat ist die kindliche Haut sehr viel empfindlicher als die Erwachsenenhaut und dennoch ist man immer wieder erstaunt darüber, welche Belastungen sie aushält. Stundenlanges Spielen im Sandkasten, wo rauher Sand auf zarter Haut reibt, unterschiedlichste durch`s Spielen bedingte Verletzungen und Wunden, gnadenlose Schminkexperimente sind nur einige Beispiele.
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Bekannte Wundheilpflanzen der Volksheilkunde (von links nach rechts): Kamille, Ringelblume und der Spitzwegerich |
Entsprechend häufig kommen im Kindesalter die Pflanzen zum Einsatz, die man als „Wundheilpflanzen“ bezeichnet. Genannt seien hier die Ringelblume – Calendula officinalis, die sich bei Wunden jeder Art, besonders aber bei schlecht heilenden Wunden bewährt hat, der Spitzwegerich – Plantago lanceolata als „Wiesenwundpflaster“ zur Versorgung von Schürfwunden und Insektenstichen und die Kamille – Matricaria chamomilla, die jede gereizte Haut sofort beruhigt.
Kamille – Matricaria recutita, Matricariae flosUmschläge, Spülungen: Um die notwendige Konzentration an antiphlogistisch wirksamen Wirkstoffen zu erreichen, empfiehlt es sich, die Tees mit standardisierten Kamillenlösungen zu verstärken, da mit Teeumschlägen allein keine ausreichende Wirkkonzentration erreicht werden kann.
1 Esslöffel Droge (ca. 3 g) wird mit 1 Tasse heissem Wasser übergossen, zugedeckt und nach 5–10 Min. durch ein Teesieb filtriert. Verstärkt mit 5–10 ml standardisierter Kamillentinktur in Form von Spülungen oder Umschlägen mehrmals täglich anwenden.
Lösung zum Auftragen: Zur Desinfektion Pinselung oder Betupfen mit standardisierter alkoholischer Kamillentinktur. Bei Erwachsenen unverdünnt, bei Säuglingen und Kleinkindern 1:1 oder 1:2 mit Wasser verdünnen. Mehrmals täglich die betroffenen Stellen mit sterilem getränkten Wattebausch betupfen.
Salbe: Standardisierte Kamillensalbe mehrmals täglich dünn auftragen.
Ringelblume – Calendula officinalis, Calendulae flosUmschläge: 1 Esslöffel mit 1/2 Liter heissem Wasser übergiessen und nach 10 Minuten abseihen. Eine Mullbinde oder ein Leintuch mit dem Auszug tränken und einen Umschlag machen. 2–3 x täglich anwenden.
Spitzwegerich – Plantago lanceolata, Plantaginis lanceolatae herba2 Teelöffel Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Umschlag oder Auflage wie oben.
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Bei Säuglingen und Babies ist die Haut einer besonderen Dauerreizung ausgesetzt. Vor allem im „Windelbereich" kommt es oft zur schmerzhaften Entzündung, der Windeldermatitis. Verstärkt wird diese, wenn die Windel selten gewechselt werden. Auch die Ernährung des Säuglings oder der stillenden Mutter kann Einfluss auf das Ausmass der Entzündung haben. So führen zu grosse Mengen von Obstsäften und Zitrusfrüchten bei manchen Säuglingen zu Hautreizungen.
Auch hier kommen Kamille und Ringelblume zum Einsatz. Besonders die Kamille mit ihrer entzündungs- und pilzwidrigen Wirkung ist dann das Mittel der Wahl, aber auch die Ringelblume hat eine mild pilzwidrige Wirkung. Das ist bei der Windeldermatitis von praktischer Bedeutung, weil die entzündete und nässende Haut ein Nährboden für Pilze, insbesondere Candida albicans, und Bakterien darstellt, so das sich oft ein Windelsoor aus einer reinen Entzündung entwickelt. Beide Pflanzen werden gut vertragen, sofern keine Korbblütlerallergie vorliegt. Da man das in dem Alter oft noch nicht weiss, beobachtet man aufmerksam die lokale Reaktion. Ist die Haut anschliessend noch stärker gerötet, weicht man auf andere Pflanzen aus.
Die Windeldermatitis ist auch ein dankbares Feld für Gerbstoffpflanzen. Zu aller erst sei hier die Eichenrinde – Quercus cortex, die mit einem Gehalt von 8–20 % Gerbstoffen zu unseren wichtigsten Gerbstoffpflanzen zählt, genannt. Mehrmals tägliches Abtupfen mit Eichenrindentee (Zubereitung siehe Kasten) bringt zuverlässige Linderung. Die Gerbstoffe haben eine zusammenziehende Wirkung auf das entzündlichaufgequollene Gewebe und wirken deshalb schützend, ausserdem wirken sie antiseptisch. Als weitere Gerbstoffpflanzen kommen Schwarzer Tee – Thea sinensis und Zaubernuss – Hamamelis virginiana zur Anwendung. Aus der Hamamelis gibt es auch gut geeignete Cremes und Salben, die nach Abklingen der akut-nässenden Erscheinungen aufgetragen werden können.
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Gerbstoffpflanzen wie die Eiche werden bei Windeldermatitis eingesetzt |
Eiche – Quercus robur, Quercus cortexUmschläge: 2 Esslöffel Droge mit 3 Tassen Wasser aufkochen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. Mehrmals täglich die körperwarme Lösung auf die erkrankten Hautpartien aufbringen. Die Umschläge müssen erneuert werden, sobald sie zu trocknen anfangen und warm werden, also oftmals schon alle 10- max. 20 Minuten. Ansonsten 3 mal am Tag je 1–2 Stunden auflegen. Beim Windelsoor mehrmals täglich abtupfen.
Badezusatz: 5 g Droge mit 1 Liter Wasser aufkochen und 15–20 Minuten ziehen lassen, anschliessend abseihen und die Lösung in das Voll- oder Teilbad geben.
Schwarztee – Thea sinensisUmschläge oder Sitzbäder: 1–2 Esslöffel auf 1/2 Liter Wasser, 15 Minuten ziehen lassen, nach dem Abkühlen direkt anwenden.
10–15 Minuten liegen lassen, nicht länger, da die Haut sonst zu stark austrocknet.
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Mit den Gerbstoffpflanzen haben wir auch eine gute Alternative zur Korbblütlerallergie. Die kindliche Haut ist jedoch auch anderen schädigenden Einflüssen ausgesetzt, die weitaus schwieriger zu behandeln sind. Umwelteinflüsse und genetische Disposition tragen dazu bei, dass immer mehr Kinder immer häufiger an endogenen Hauterkrankungen leiden.
Häufig kommen Eltern in die Naturheilpraxis, die besorgt sind, weil sie ein Ekzem auf der Haut ihres Kindes entdeckt haben. Die Angst davor, ihr Kind könne Neurodermitis haben, bewegt viele Eltern entsprechend sorgenvoll. Hier muss jedoch unterschieden werden. Kinder reagieren sehr stark über die Haut auf äussere Einflüsse. So kann sich beispielsweise als Folge von Impfungen, als Begleitsymptom bei Erkältungen oder anderen Erkrankungen aber auch durch starkes Schwitzen ein Ekzem bilden, das jedoch nur eine vorübergehende Erscheinung ist.
Hier kann sehr gut mit Heilpflanzen geholfen werden. Handelt es sich um ein nässendes Ekzem, gilt der Grundsatz „feucht auf feucht“ und es werden Auflagen mit Eichenrindentee vorgenommen. Eichenrinde selbst für Säuglinge gut verträglich.
Bei trockenen Ekzem ist meine favorisierte Pflanze das Stiefmütterchen Viola tricoloris. Dieses zarte Blümchen finden wir auf Äckern, Wiesen und Ödländern. Verwendet wird das ganze blühende Kraut, das man im Sommer ernten kann. Es ist jedoch auch in Apotheken und Drogerien erhältlich. Das Stiefmütterchen wird bereits in den meisten Kräuterbüchern des Mittelalters als Arznei für Kinderkrankheiten erwähnt. Auch in der Volksheilkunde ist das Stiefmütterchen die ursprünglichste Kinderheilpflanze. In der modernen Pflanzenheilkunde spielt es nur noch eine untergeordnete Rolle, da weitergehende Untersuchungen bisher nicht vorgenommen wurden. Erwiesen sind eine entzündungshemmende, antioxidative, diuretische und cortisonähnliche Wirkung, wobei die Wirkmechanismen teilweise nicht bekannt sind. Wirkstoffe sind Salicylsäure, Flavonoide und Schleimstoffe. Die Salicylsäure erklärt die in der Volksheilkunde angegebene fiebersenkende Wirkung. Die gute Wirkung bei trockenen Ekzemen, Milchschorf und Juckreiz hängt mit der oben genannten cortisonähnlichen Wirkung und mit einer immer wieder beschriebenen allgemein stoffwechselanregenden Wirkung zusammen. Das Stiefmütterchen ist für mich in der Praxis unentbehrlich. Ich empfehle einen Tee, gerne auch in Mischung mit weiteren „Hautpflanzen“ (siehe Kasten). Zur äusserlichen Anwendung bieten sich Bäder und Waschungen sowie frei zu rezeptierende Salben oder Cremes an.
Stiefmütterchen – Viola tricoloris, Violae tricoloris herbaTee: 1 Teelöffel Kraut auf 1 Tasse, mit kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, 3 Tassen täglich. In der Volksheilkunde auch zur Zubereitung von Säuglingsnahrung anstelle von Wasser geeignet.
Sitzbäder: 2-3 Esslöffel Stiefmütterchenkraut mit 1 l kochendem Wasser übergiessen und nach 15 Minuten abseihen. Diesen Sud dem Badewasser zusetzen.
Hautsalbe für Ekzeme
Tct. Violae tricolori |
20.0 |
Adeps lanae anhydricum |
10.0 |
Eucerinum anhydricum |
ad 100.0 |
M.f.ungt.
D.S. Mehrmals täglich dünn auftragen.
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Als weitere Heilpflanze hat sich das Gänseblümchen – Bellis perennis bewährt. Das Gänseblümchen ist ein richtiger Liebling der Kinder. In wieviel Spielsuppen ist es nicht gelandet, in wieviel Kränzen verflochten worden. Das Gänseblümchen begleitet Kinder durch das ganze Jahr und wird von ihnen sehr stark wahrgenommen.
Der Kräuterpfarrer Künzle wusste, wie wohl das Gänseblümchen den Kindern gesonnen ist. In seinem grossen Heilkräuterbuch schreibt er: „Eine Prise Massliebchen soll man jeder Mischung Kindertee beifügen; es hat es in sich, Kindern, die trotz guter Kost nicht gedeihen wollen, auf die Beine zu helfen.“ Die Wirkstoffe des Gänseblümchens sind sehr vielfältig und somit ist sie geradezu ein Basismittel bei Erkrankungen im Kindesalter.
Es sind vorhanden: Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe, etwas ätherisches Öl und organische Säuren, Vitamin C. Als Heilmittel für Leberbeschwerden, Hauterkrankungen und vor allem auch bei chronischen katarrhalischen Leiden der Bronchialschleimhaut wird die Pflanze schon in den ältesten Kräuterbüchern erwähnt. Heute wird ihre Kraft von offizieller Seite nicht mehr anerkannt. Wir verwenden sie jedoch als milde und zuverlässig wirkende Heilpflanze besonders gerne in der Kinderheilkunde bei folgenden Indikationen: Husten, Hauterkrankungen, Schwächezustände, Nieren- und Blasenerkrankungen, bei Durchfall, Erkältungskrankheiten. Die Wirkung auf die Haut ist durch die stoffwechselanregende und diuretische Wirkung zu erklären. Zur Teebereitung wird das blühende Kraut von Mai-August gesammelt. Die Pflanze ist auch als Droge in Apotheke und Drogerie erhältlich.
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Bei chronischen Ekzemen sollte unbedingt die Ursache (z.B. Allergie, Immunschwäche) abgeklärt werden |
Ansonsten haben sich Kamille, Ringelblume und Hamamelis sehr gut bewährt.(s.o.) Gerade beim Juckreiz eignet sich auch hier die gerbstoffhaltige Hamamelis in Form von Cremes und Salben. Es gilt aus der Fülle der wirklich gut einsetzbaren Heilpflanzen die passende und verträglichste für das einzelne Kind herauszufinden.
Beim chronischen Ekzem ist es wichtig, die Ursache abzuklären und die Behandlung entsprechend auszurichten. Zentrale Fragen sollten sein: Besteht eventuell eine Allergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit ? Ist das Immunsystem geschwächt, z.B. als Folge von wiederholter Antibiotikagabe? Gibt es Faktoren aus dem Themenbereich Umweltbelastung, die eine Rolle spielen könnten ? Entsprechend der Ursache wird die Grundbehandlung ausgerichtet und ergänzt durch obenstehende Pflanzen. Immer wieder bestätigt es sich in der Praxis, dass chronische Ekzeme ursächlich mit einer Dysbiose im Darm zusammenhängen. Eine Beobachtung, die sich inzwischen auch durch zahlreiche wissenschaftliche Studien untermauern lässt. Abklären lassen sollte man dies durch eine Stuhluntersuchung, die durch ein darauf spezialisiertes Labor vorgenommen werden kann. Zur Wiederherstellung einer intakten Darmflora.eignen sich für Kinder verschiedene Bakterienpräparate wie z.B. Acidophilus Jura 4 x 1/2 - 1 Messlöffel in Wasser, Pädibiotik 1 x 1 Portionsbeutel oder der altbewährte Kamillentee mit Milchzucker. Man gibt auf 1 Tasse Kamillentee 2 Teelöffel Milchzucker, den man in der Apotheke oder Drogerie kaufen kann. Begleitend sollten gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt, Dickmilch oder Quark gegessen werden, um den Aufbau der Darmflora zu unterstützen. Dies sollte, je nach Grad der Dysbiose, über 2–6 Wochen geschehen.
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Stundenlanges Spielen im Sandkasten macht zwar Freude, ist aber auch eine Belastung für zarte Kinderhaut |
Einen Sonderfall in der Behandlung der chronischen Ekzeme stellt die Neurodermitis dar. Die Krankheitsentstehung ist trotz aller wissenschaftlicher Fortschritte noch immer nicht ganz geklärt. Gesichert ist, dass mehrere Faktoren zusammenspielen und eine erbliche Veranlagung besteht. Folge ist in jedem Fall eine Unterfunktion der Talgund Schweissdrüsen, die über nicht genau bekannte Zwischenschritte zu allergischen Hautreaktionen führt und dadurch den intensiven Juckreiz verursacht. Neurodermitis verläuft schubweise mit symptomfreien Intervallen. Sie beginnt meist im Kleinkindalter, auch schon bei Säuglingen. Die Symptome sind: hochrote, trocken-schuppige oder nässende Ausschläge, die sehr stark jucken. Die Hautveränderungen treten hauptsächlich im Gesicht, hinter den Ohren, am Hals, später in den Ellenbeugen, in den Kniekehlen sowie an den Hand- und Fussgelenken auf.
Ursachen: Wie bei vielen Hauterkrankungen spielen auch bei der Neurodermitis genetische Faktoren eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit einer späteren Neurodermitis ist z.B. bei Neugeborenen viel höher, wenn ein oder sogar beide Elternteile auch Neurodermitiker sind.
So fand man bei Patienten mit Neurodermitis Defekte von Enzymen im Fettstoffwechsel, was eine verminderte Herstellung von immunregulierenden Produkten aus der Gamma-Linolensäure bedingt. Auch Defekte in der Funktion von Immunzellen des Körpers wurden gefunden: Zum Teil sind diese überaktiviert und provozieren Entzündungen in der Haut, zum anderen aber sind sie nur unzureichend in der Lage, eindringende Keime zu bekämpfen. So finden sich bei vielen Patienten mit Neurodermitis Allergien.
Als weiterer Auslösefaktor werden häufig Nahrungsmittel genannt. Doch ist es wiederum nur ein Teil der Patienten, bei denen Nahrungsmittelunverträglichkeit sicher nachgewiesen wurden und bei denen eine entsprechende Nahrungsumstellung zur Besserung der Neurodermitis führte. Aus der psychoneuroimmunologischen Forschung kommt die Bestätigung der klinischen Beobachtung, dass psychische Stresszustände sich über Botenstoffe (sog. Neuropeptide) und Stresshormone auf das Entzündungsgeschehen in der Haut auswirken können.
Doch alle Theorien können jeweils nur einen Teil der Phänomene bei der Entstehung der Neurodermitis erklären.
Bei der Behandlung der Neurodermitis erlebt man immer wieder, dass viel zu rasch kortisonhaltige Salben verordnet werden, die dann zwar zu einem kurzfristigen Erfolg führen, langfristig aber eine Chronifizierung auslösen.
Allgemein sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder ausreichend Schlaf und Bewegung bekommen und sich viel an der frischen Luft aufhalten. Des weiteren sollte die Ernährung überprüft werden und wenn nötig eine Umstellung auf Vollwertkost stattfinden. Stressfaktoren sollten abgebaut werden und Entspannungsverfahren oder Ruhezeiten in den Alltag eingebaut werden.
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Das Öl der Nachtkerze kann die Symptome von Neurodermitis stark lindern |
Im folgenden möchte ich Heilpflanzen vorstellen, die sich besonders gut zur Behandlung der Neurodermitis eignen.
Die Nachtkerze – Oenothera biennis wurde vor etwa 30 Jahren aus Nordamerika eingeführt und ist eine 1–2 Meter hohe Pflanze mit schönen leuchtend gelben Blüten. Sie ist bei uns sehr weit verbreitet. Ihr Name leitet sich davon ab, dass sich die Blüten erst am Abend öffnen, dann aber auch noch am nächsten Tag weit geöffnet bleiben.
Für Heilzwecke werden die Samen der Nachtkerze verwendet, die reichlich fettes Öl beinhalten, das neben 70% Linolsäure ca. 10% Gamolensäure enthält.
Teemischung bei chronischem Ekzem und Neurodermitis
Violae tricoloris herba |
20,0 |
Bellidis perennis herba |
20,0 |
Calendulae flos |
10,0 |
Matricariae flos |
10,0 |
Dulcamarae stipes |
10,0 |
M.f. spec.
D.S. Je nach Alter _–1 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen,
7 Minuten bedeckt ziehen lassen. 1–2 Tassen täglich über 6 Wochen.
Haferstroh – Vollbad100 g Droge für ein Vollbad
100 g mit 2 l Wasser ca. 30 Minuten lang kochen und nach dem Abseihen dem Bad zugeben. 1 x tgl. 10–15 Minuten lang baden.
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Diese essentiellen Fettsäuren werden zunehmend innerlich und äusserlich zur Behandlung der Neurodermitis eingesetzt. Wie oben erwähnt, liegen bei vielen Neurodermitis-Kranken Störungen im Stoffwechsel der langkettigen essentiellen Fettsäuren vor. Hier erfolgt eine Behandlung mit Nachtkerzenöl zur Ergänzung der fehlenden Gamolensäure.
Wichtig für den Erfolg, der nach 4–12 wöchiger Behandlung eintritt, ist eine ausreichend hohe Dosierung. Hier sollten Samenölkapseln eingenommen werden. Die Tagesdosis beträgt mindestens 240–320 mg Gamolensäure.Dosierung je nach Stärke (40 oder 80 mg Gamolensäure/Kapsel): Kinder von 1–12 Jahren 2 x täglich 2–4 Kapseln (bei 500mg Nachtkerzenöl/40mg Gamolensäure). Für Kinder können die Kapseln (aus Gelatine) ausgedrückt und in Milch oder ins Essen gegeben werden. Wirkung bei Neurodermitis: der Juckreiz wird gelindert, die Schübe verringert und sämtliche Symptome gehen zurück!
Bestätigt wird die Wirkung durch die Ergebnisse einer Umfrage (1994). 79% von 1000 praktizierenden deutschen Kinderärzten verordnen Gamolensäure-Präparate. Die Umfrage ergab, dass der Kortisonverbrauch erheblich reduziert werden konnte. 75% der Kinderärzte gaben eine langfristige Verbesserung des Hautzustandes, 58% eine Juckreizlinderung an. Die selben Erfahrungen wurden seither auch in der Schweiz und anderen Ländern gemacht.
Die Gamolensäure findet sich auch im Borretschsamenöl – Oleum boraginis semen, erhältlich als Kapseln, Ölbad und Creme. Kinder nehmen täglich 1–2 Kapseln.
Als Pflanze, die bei der Neurodermitis gut mit ihrer cortisonähnlichen Wirkung helfen kann, möchte ich noch den Bittersüssen Nachtschatten – Solanum dulcamara, vorstellen. Es handelt sich um ein giftiges Nachtschattengewächs, einen rankenden Halbstrauch, der bei uns heimisch ist. Verwendet werden die Blattstengel der Pflanze, die man auch gut als Tee rezeptieren kann. An Wirkstoffen finden sich hier Steroidalkaloidglykoside, Steroidsaponine und Gerbstoffe.
Der Bittersüsse Nachtschatten kann sowohl innerlich als Tee oder Fertigarzneimittel, als auch äusserlich angewendet werden. Er wirkt juckreizlindernd, antiallergisch, kortisonähnlich und mild oberflächenanästhesierend. Er wird auch in der Rheumatherapie eingesetzt.
Zu guter Letzt noch zwei altbewährte Pflanzen für die äusserliche Anwendung:
Haferstroh – Avenae stramentum, enthält Kieselsäure, Flavonoide, Triterpensaponine, Kalziumsalze und wirkt entzündungshemmend und juckreizlindernd. Zubereitung siehe Kasten.
Ausserdem kann Weizenkleie – Triticum aestivum verwendet werden. Sie wirkt juckreizlindernd und leicht antiphlogistisch. Hier gibt es viele fertige Badezusätze, auf die man zurückgreifen kann.
Nicht zu vergessen in der naturheilkundlichen Behandlung von Erkrankungen der Haut sind allgemein stoffwechselfördernde Pflanzen, wie Brennessel, Goldrute, Birke, Löwenzahn, Schafgarbe, und Mariendistel. Oftmals bringt erst eine Entlastung der Haut über eine Anregung von Niere, Leber und Darm den gewünschten Heilerfolg.
Text: HP Michaela Girsch
Kapellenfeld 18
D–79291 Merdingen
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