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Samstag, 20.01.2007      

Ihr Weg zu Harmonie und Lebensfreude
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Beruhigungsmittel in der Naturheilkunde


Schlafstörungen, Unruhezustände und Ängste sind seit jeher für den Menschen tägliche Begleiter. Wie wirksam sind pflanzliche Anxiolytika, Psychopharmaka, Sedativa und Tranquillantien? Sowohl in der Selbstmedikation, wie auch in der verordneten Therapie haben sich einige Arzneipflanzen in unterschiedlichen Zubereitungen als "Problemlöser" bewährt.

Die Forschung hat in den letzten Jahren Klarheit hinsichtlich der Physiologie des Nervensystems als auch der Psychologie der Beschwerdebilder geschaffen. Gleichzeitig wurden sowohl erfahrungsmedizinische Befunde bestätigt, als auch Korrekturen von Anwendungsgewohnheiten erforderlich. Dies ergab sich aus neuen analytischen Möglichkeiten der Phytochemie, der experimentellen Pharmakologie sowie neuen Methoden der Psychometrie zur Objektivierung von Ergebnissen.

Die heutige Unterscheidung in Phytotherapeutika und Phytopharmaka dokumentiert darüber hinaus gestiegene, aber auch erfüllbare Qualitätsansprüche. Moderne Phytopharmaka mit definierten Wirkstoffen erfüllen höchste medizinische Ansprüche für gezielte Therapien, seien sie allopathisch oder homöopathisch. Sie sind einsetzbar von der Tranquillisierung über die Sedation bis zum Psychopharmakon, auch als Austauschmöglichkeit für synthetische Substanzen.

Wenn mit moderner rationaler Phytotherapie Erfolge erzielt werden sollen, erfordert dies jedoch präzise Differenzierungen der Indikationen und der oft populär umschriebenen Beschwerdebilder. Das ist besonders für diejenigen Arzneidrogen und Zubereitungen wichtig, die im Laufe der Geschichte ohne genauere Kenntnisse von Physiologie und Pharmakologie als "Beruhigungsmittel" verwendet wurden. Zur Sicherstellung des Therapieerfolges ist besonders gründliche Diagnose erforderlich.

Drogen, die im weitesten Sinne gegen Missbefindlichkeiten oder Beschwerden des Nervensystems eingesetzt werden, kann man in drei Gruppen einteilen:

1. Pflanzen, die schon historisch bekannt sind und heute noch zu Recht verwendet werden,

2. Pflanzen, die früher populär waren und es zum Teil heute noch sind, obwohl dazu Fragen offen sind und befriedigende Wirksamkeitsbeweise (noch) fehlen,

3. Pflanzen, für die es bei definierten Indikationen heute Wirksamkeitsbelege gibt.

Auswahl der Phytopharmaka

Für die Auswahl im weitesten Sinne sedativ wirkender Phytopharmaka ist eine ebenso gründlich differenzierende Indikationsstellung, auch unter Berücksichtigung von Geschlecht und Lebensalter der Patienten, erforderlich wie bei der Auswahl organotroper Pharmaka. Schlafstörungen sind zum Beispiel bei Kleinkindern, Jugendlichen, Erwachsenen und gar Senioren durchaus unterschiedlich zu beurteilen. "Nervosität" kann verschiedene Ursachen im sogenannten "Stress" durch Schule, Berufsalltag und Familie haben. Darüberhinaus können organische Ursachen (Schilddrüse!), Genussmittelabusus (Alkohol-, Tabakkonsum) oder Arzneimittelnebenwirkungen als Verursacher infrage kommen. Die Entscheidung bei der Wahl zwischen chemisch-synthetischen Sedativa/Hypnotika oder Phytopharmaka setzt voraus, dass man deren unterschiedliche Angriffspunkte in Cortex oder Vegetativum/limbischem System und die Pharmakologie kennt.

Diese Wahl bedeutet die Entscheidung zwischen Erzwingen sedativ-hypnotischer Wirkung oder ganzheitsmedizinischer Begleitung und Funktionskorrektur: entweder das unphysiologische Beseitigen von Wachsein oder das Herbeiführen physiologischen Schlafes. Schlafstörungen können sehr mannigfaltig sein und durch Lärm, nervliche Überreizung (Fernsehen), Angst, anregende Genussmittel u. a. hervorgerufen werden. Nach Expertenmeinung sind Schlafstörungen therapiebedürftig, wenn diese mindestens über einen Monat dreimal wöchentlich auftreten, dabei zu Leistungs- und Befindlichkeitseinbussen führen und Leidensdruck auslösen (Am. Psychiatric Association 1994; World Health Organisation 1991).

Die Anwendung pflanzlicher "Schlaf"- oder Beruhigungsmittel ist vertretbar, wenn entweder Ursachen für Schlafstörungen und Nervosität erkannt, aber nicht zu beseitigen sind, oder nach deren Beseitigung physiologischer Schlaf-Wach-Rhythmus wieder herbeigeführt werden soll. Vor die Entscheidung zur Anwendung pflanzlicher "Schlafmittel" gehört allerdings das Bemühen um Beseitigung störender Umstände, adäquate Therapie bestehender Grundkrankheiten (wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Asthma bronchiale etc.) und Harmonisierung der Psyche. Grundsätzlich soll die Anwendung neurotroper Phytopharmaka nur vorübergehend und in Ausnahmefällen als "geringeres Übel" zur Dauertherapie erfolgen.

Da unklar ist, ob die monate- oder gar jahrelange Anwendung pflanzlicher Sedativa und Tranquillantien Abhängigkeit hervorrufen kann oder Therapiewechsel auf chemisch-synthetische Präparate fördert, sollte nach jeweils drei Monaten der eventuelle Bedarf erneut festgestellt werden. Dies ist auch unter dem Gesichtspunkt noch nicht völlig geklärter Langzeittoxikologie anzuraten.

Im unmittelbaren Vergleich der Nebenwirkungsrisiken und möglichen Interaktionen schneiden Phytopharmaka gegenüber chemisch-synthetischen Arzneimitteln deutlich besser ab: Sie sind geeignet für Patienten aller Altersstufen, enthalten resorbierbare, fettlösliche Wirkstoffe, die die Enzyminduktion nicht beeinflussen, keine Tachyphylaxie, echte Sucht oder "hang over" hervorrufen und keine Interaktionen mit anderen Arzneistoffen oder Alkohol zur Folge haben. Bei bestimmungsgemässem Gebrauch sind sie praktisch frei von Nebenwirkungen und generell ungeeignet zum Suizid. Einmalige Gaben können akute Störungen beseitigen, kurz- oder längerfristige Anwendungen zur Umstimmung falscher Rhythmen nützlich sein. Die Auswahl oder ggf. Kombination unterschiedlich stark wirkender pflanzlicher Sedativa bedarf eingehender Abklärung von Ursachen und Therapieziel. Auch hierbei sollte die Regel gelten "primum nil nocere" (zunächst soll nicht geschadet werden).

Baldrian - das volkstümliche "Beruhigungsmittel"

Baldrian, Valeriana officinalis L., gehört zur Familie der Valerianaceen. Er ist eine mehrjährige Staude, die 40 bis 120 cm hoch wird und von Juni bis August rosarot bis weisslich blühende Trugdolden trägt. Heimisch in Europa und Asien wurde Baldrian in Nordamerika eingebürgert. Zur arzneilichen Verwendung werden die Wurzelstöcke im September ausgegraben, gekämmt und bei 40°C zum Trocknen aufgehängt. Das frische Kraut der Pflanze riecht unauffällig, erst beim Trocknen der Wurzeln entwickelt sich der bekannte charakteristische Geruch, der auf das ätherische Öl und die freigesetzte Isovaleriansäure zurückzuführen ist. Ausser dem deutschen Baldrian sind zwei weitere Arten für den arzneilichen Gebrauch bekannt, nämlich der indische Baldrian (Valeriana Wallichii) und der mexikanische Baldrian (Valeriana edulis).

Die Wurzeln dieser Arten enthalten neben dem ätherischen Öl einen grösseren Anteil so genannter Valepotriate, die mehr tranquillisierend wirken. Die getrocknete Wurzel enthält etwa 0,5 Prozent (bis 2,5 Prozent) ätherisches Öl mit verschiedenen Mono- und Sesquiterpenen wie alpha- und beta-Pinen, Limonen, ferner Campher, Bornylazetat, Valerensäure, Valeranon und Valepotriate sowie geringe Mengen Alkaloide.

Es wird durch Dampfdestillation gewonnen , ist frisch olivgrün bis braun und wird mit der Zeit dunkler, sein Geruch wird als "warm - holzig - balsamisch" beschrieben. Traditionell wird Baldrianwurzel in Form von wässrigen Aufgüssen ("Tee") oder Tinktur ("Baldriantropfen") als mildes pflanzliches "Schlaf"mittel, zur Beruhigung, gegen "Nervosität", Abgeschlagenheit, Spannungsgefühl, Prüfungsangst und andere nervöse Störungen genommen. Erfahrungsmedizinisch erfolgt die Anwendung von Baldrianzubereitungen überwiegend bei Neurasthenie, Schlaflosigkeit, nervösen Herzbeschwerden, Hysterie, Globus hystericus, nervösen Störungen im Klimakterium, nervösen Magenbeschwerden, innerer Unruhe, Lampenfieber, Angst- und Spannungsgefühl, Wetterfühligkeit und nicht zuletzt Schlafstörungen.

Zur Wirksamkeit von in Baldrianwurzelextrakten enthaltenen Valepotriaten sowie valepotriathaltigen oder -freien Zubereitungen liegen zahlreiche experimentelle und klinische Untersuchungen vor. Da Valepotriate instabil sind und zu Baldrinalen abgebaut werden, wird die Valerensäure als Leitsubstanz angesehen. Baldrianzubereitungen wirken je nach pharmazeutischer Qualität zentral dämpfend, spasmolytisch, muskelrelaxierend und die lokomotorische Aktivität reduzierend, ohne die Reaktionsfähigkeit zu dämpfen.

Der charakteristische Geruch der Baldrianwurzeln und einiger Zubereitungen beeinflusst deren Akzeptanz und Verwendung unterschiedlich. Bekannt ist sowohl strikte Ablehnung, als auch die Angabe, dass der Baldriangeruch alleine bereits sedativ wirke. Da ätherische Öle lipophil sind, leicht resorbiert werden und im limbischen System angreifen, ist dies auch im Sinne der Aromatherapie möglich und bedeutet mehr als nur eine Placebowirkung. Mit der unterschiedlichen Akzeptanz sind jedoch auch die unterschiedlichen Dosierungsempfehlungen zu begründen, die zum Beispiel bei Baldriantinktur von "tropfenweise" bis zu "Esslöffel voll" reichen.

Hopfen - omnipotente "Harmoniedroge"

Hopfen, Hopfenblüten, Hopfenzapfen, Hopfenblütenzapfen sind die verschiedenen Bezeichnungen für die Droge von Humulus lupulus L., der zu den Cannabaceen, den Hanfgewächsen gehört. Die Stammpflanze ist eine ausdauernde, 3 bis 6 m und in Kulturen bis zu 10 m hohe, rechtswindende Kletterpflanze mit langgestielten, rauhhaarigen und 3- bis 7-lappigen Blättern. In der Naturheilkunde werden als Anwendungsgebiete "Befindensstörungen, wie Unruhe und Angstzustände, Schlafstörungen" angegeben. Die Droge enthält 0,3 bis 3 Prozent ätherisches Öl, 2 bis 4 Prozent Gerbstoffe und Flavonoide, ferner Bitterstoffe, hauptsächlich Humulon, Lupulon und Lupulin, und zwar 15 bis 30 Prozent in Hopfenzapfen und 50 bis 80 Prozent in Hopfendrüsen. Aus den Bitterstoffen entsteht, sowohl bei Lagerung der Droge, als auch im menschlichen Stoffwechsel, das flüchtige Abbauprodukt 2-Methyl-buten-2-ol, welches als wirksames Prinzip angesehen wird. Eine anfänglich zentralerregende und danach leicht hypnotische sowie eine leicht antiaphrodisierende Wirkung beim Menschen ist möglich.

In Tierversuchen erwies sich 2-Methylen-3-buten-2-ol als stark sedativ . Volksmedizinisch wird Hopfentee gegen nervöse Erregung, bei Einschlafstörungen und leichten depressiven Verstimmungen, zur Behandlung von Perioden- und klimakterischen Beschwerden, sowie gegen Blasen- und Nierenleiden getrunken. Die dem Hopfen zugeschriebene appetitanregende Wirkung wird auf seine Bitterstoffe zurückgeführt. Phytopharmaka aus Hopfenextrakten werden in fester Form, meist allerdings in Kombination mit anderen sedativ wirkenden Drogen angewendet. Da Hopfen und dessen Zubereitungen mild sedierend und lediglich hohe Dosierungen leicht hypnotisch wirken können, sind Kombinationen mit "Verstärkern" sinnvoll.

Johanniskraut - von der volkstümlichen Hysteriebehandlung zum modernen Psychopharmakon

Eine der ältesten bekannten Arzneipflanzen ist das Johanniskraut, Hypericum perforatum L. Es gehört zu den Hypericaceen, den Hartheugewächsen. Die krautige Pflanze wird bis etwa 60 cm hoch und treibt im Frühjahr aus den weitverzweigten Wurzelstöcken einzelne oder büschelbildende Stängel, die elliptische bis eiförmige Blätter tragen. Die fünfblättrigen gelben Blüten stehen in endständigen Trugdolden und sondern beim Zerreiben einen stark färbenden blutroten Saft ab. Ursprünglich war Johanniskraut in ganz Europa sowie in Teilen Asiens und Nordafrikas zu Hause, inzwischen hat es sich jedoch über alle Kontinente verbreitet.

Die Droge besteht aus den zur Blütezeit geernteten und anschliessend getrockneten Zweigspitzen mit auffallend gelbbraunen Blüten. Sie enthält 0,1 bis 0,3 Prozent Hypericin und hypericinähnliche Stoffe, Flavonoide, besonders Hyperosid und Rutin, unter den antibiotisch wirksamen Inhaltsstoffen bis zu 3 Prozent Hyperforin, 0,05 bis 0,3 Prozent ätherisches Öl, Gerbstoffe, kleine Mengen an Procyanidinen. Innerliche Anwendung wird allgemein empfohlen bei psycho-vegetativen Störungen, leichten Formen neurotischer, depressiver Verstimmungszustände (zum Beispiel im Klimakterium), Angst und/oder nervöse Unruhe, ölige Hypericumzubereitungen bei dyspeptischen Beschwerden.

Innerlich werden die geschnittene Droge, Drogenpulver und flüssige oder feste Zubereitungen in MTD von 2 bis 4 g Droge oder 0,2 bis 0,4 mg Gesamthypericin angewendet. Mit fetten Ölen hergestellte Präparate kommen zur innerlichen und äusserlichen Anwendung. Als mittlere Tagesdosis werden 2 bis 4 g Droge oder 0,2 bis 1 mg Gesamthypericin in Fertigarzneimitteln empfohlen.

Das Naphthodianthronderivat Hypericin wird als "wirksamkeitsbestimmender" Stoff angesehen. Von ihm wird auch eine Monoaminoxidasehemmung angenommen. Die Diskussion um den oder die wirksamen Stoffe ist noch nicht beendet. Derzeit herrscht die Ansicht vor, dass eher Flavone, Xanthone oder Hyperforin für die antidepressive Wirkung verantwortlich sind. Auch hinsichtlich der erforderlichen Dosierung wurde noch keine Übereinstimmung erzielt. Als Ergebnis jüngster Studien werden höhere Wirkstoffmengen als früher für erforderlich gehalten. Hyperforinreiche Extrakte waren gegen Depressionen wirksamer als hyperforinarme Extrakte. Die ausreichend hohe TD bei mittelschweren Depressionen wurde mit Extrakten entsprechend 3 x 900 µg Gesamthypericin ermittelt.

Hypericin:
Leitsubstanz für Qualität?

Bisher galt Hypericin als das Wirkprinzip. Charakteristisch für Johanniskraut sind jedoch die Hypericine. Vermutlich ist Hypericin nur ein Teil des pharmakologisch aktiven Wirkstoffspektrums, und für die therapeutische Bedeutung im Sinne antidepressiver Wirkung kommen auch Stoffe wie Flavone, Xanthone oder Hyperforin in Frage. Es wird neuerdings diskutiert, weil es im Extrakt in grösserer Menge enthalten ist als die Hypericine. Es wirkt an allen antidepressiv aktiven Systemen gleich stark und ist möglicherweise die neue Leitsubstanz für Antidepressiva.

Hypericin wird jedoch auch aus pharmazeutischen Gründen als Leitsubstanz zur normierenden Qualitätsbestimmung von Fertigarzneimitteln herangezogen. Mit Johanniskrautzubereitungen sind leichte bis mittelschwere Depressionen grösstenteils erfolgreich therapierbar. Auch larvierte Depressionen, bei denen Angstzustände und Befindlichkeitsstörungen für die Patienten im Vordergrund stehen, sprechen gut an. Dabei scheint ein höherer Gesamtextraktgehalt wichtiger zu sein als hohe Gesamthypericingehalte.

Johanniskraut verändert die Schlafarchitektur

Eine stimmungsaufhellende Wirkung ist eindeutig, die Monoaminoxidase-hemmende Wirkung nicht bestätigt. Die nächtliche Melatoninsekretion wird gesteigert, die Schlafarchitektur verändert, die REM-Latenz nimmt ab, Zunahme der Tiefschlafanteile im Schlaf-EEG wurden nachgewiesen. Als Sedation, wie unter Einfluss von Baldrian, kann die Wirkung jedoch nicht bezeichnet werden. Das ist insofern wichtig, als Johanniskrautpräparate häufig als "Sedativa" bezeichnet werden, also möglicherweise nicht korrekt indiziert zur Anwendung kommen. Hypericumpräparate unterscheiden sich bei etwa gleichstarker antidepressiver Wirkung von trizyklischen Antidepressiva durch Fehlen der sedierenden Wirkung und bieten sich als Austauschpräparate an, wenn die Lebensqualität und beruflichen Möglichkeiten der Patienten verbessert werden sollen.

Das Führen von Kraftfahrzeugen wird nicht beeinträchtigt , die Lebensqualität Berufstätiger wird verbessert und eine hohe Compliance erreicht. Charakteristisch für eine Johanniskrautanwendung ist, dass eine Sofortwirkung, wie sie bei eigentlichen Sedativa erwartet wird, nicht eintritt. Bis zur klinisch erkennbaren Wirksamkeit ist eine Anflutphase von mindestens zwei bis drei Wochen erforderlich. Dies ist besonders bei Therapieänderungen zu beachten, die in der Absicht erfolgen, Trizyklika zu reduzieren. In letzter Zeit wurde über Interaktionen mit Johanniskrautpräparaten und anderen Arzneistoffen berichtet, die zu vorsorglichen Konsequenzen geführt haben.

So wurde in Deutschland die Anwendung bei schweren endogenen Depressionen und die gleichzeitige Einnahme mit Antikoagulantien vom Cumarintyp (Phenprocoumon), Ciclosporin, Digoxin, Indinavir und anderen Proteaseinhibitoren in der Anti-HIV-Behandlung untersagt. Dazu werden Belege aus publizierten entsprechenden offenen bzw. Crossover-Studien und einzelne Fallberichte referiert.

Interaktionen mit Kontrazeptiva

Bei Anwendung von Kontrazeptiva wird angenommen , dass Johanniskraut die Aktivität von CYP3A4 induziert und die oralen Steroide durch dieses Enzymsystem metabolisiert, wodurch Zwischenblutungen hervorgerufen werden können. Von einem Hersteller wurden folgende Zahlen angegeben: 1999 wurden bei ca. 255 Mio. Einzeldosen eines Johanniskraut-Präparates ca. 50 Fälle von Interaktionen beobachtet, bei ca. 10 Mio. Tagesdosen Johanniskrautpräparaten zusammen mit Kontrazeptiva wurden innerhalb 15 Monaten 12 Fälle von Zwischenblutungen gemeldet. In solchen Fällen müssen entweder andere kontrazeptive Massnahmen getroffen oder andere Psychopharmaka eingesetzt werden.

Grundsätzlich sind fixe Kombinationen aus Johanniskraut mit synergistisch und ebenfalls "sedativ" wirkenden Drogen möglich. Sie erschweren jedoch die adäquate Anpassung der Therapie an schwankende Teilsymptome und sollten eher die Ausnahme darstellen. Da sowohl in Apotheken als auch in Drogeriemärkten z. T. freiverkäufliche, aber gut dosierte Johanniskrautpräparate angeboten werden, ist der Hinweis wichtig, dass standardisierte Johanniskrautarzneimittel nicht für eine Prophylaxe und vor allem nicht im klassischen Sinne als gelegentliche "Beruhigungsmittel" zur Sedation einzusetzen sind. Sie sind immer dann indiziert, wenn seitens der Patienten Symptome genannt werden, wie "depressive, gedrückte Stimmung, Interesselosigkeit, zu nichts mehr Lust haben, erhöhte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen".

Die in der Droge enthaltenen Gerbstoffe wirken mild gerbend und adstringierend, was die traditionelle Verwendung bei kleineren Wunden erklärt. In vitro zeigten wässrige Aufgüsse bakterizide Wirkung gegen grampositive Keime. Ölige Hypericum-Zubereitungen wirken antiphlogistisch. Deshalb kann durch Mazeration frischer Blüten in Pflanzenöl hergestelltes sogenanntes "Rotöl" äusserlich bei Verbrennungen 1. Grades sowie zur Behandlung und Nachbehandlung von scharfen oder stumpfen Verletzungen und Myalgien angewendet werden.

Johanniskraut gegen AIDS?

Gewarnt werden muss vor Erwartungen, experimentell gefundene antivirale Wirkungen könnten die Verwendung von Johanniskrautpräparaten gegen AIDS rechtfertigen. Klinische Untersuchungen darüber liegen (noch) nicht vor. Bei Tieren ist das Phänomen des "Hyperic(in)ismus" - erhöhte Lichtempfindlichkeit nach Aufnahme von Johanniskraut mit dem Futter - schon lange bekannt, da Hypericine photosensibilisierende Eigenschaften besitzen. Entsprechend empfindlichen Personen (zum Beispiel Hauttyp 1) wurden seither deshalb darauf hingewiesen, dass nach Einnahme vor allem von höher dosierten Johanniskrautzubereitungen Hautrötungen auftreten können. Kava Kava gegen Angst

Der Rauschpfeffer, auch Kavapfeffer oder Kava-Kava, lat. Piper methysticum, gehört zu den Piperaceen, den Pfeffergewächsen. Der bis zu 5 Meter hohe Strauch ist ursprünglich eine auf Südseeinseln wie Hawaii und Neu-Guinea heimische Kult- und Arzneipflanze, deren Wurzelstock verwendet wird. Im kulturellen und politischen Leben der Südseeinsulaner spielt seit undenklichen Zeiten ein aus getrockneten Wurzeln mit Wasser und Kokosmilch als Kaltmazerat hergestellter Trank eine wichtige Rolle. Er wird meist in reinen Männerrunden getrunken und gilt als Zeichen der Freundschaft und des Respekts.

Mit seiner Hilfe erbittet man von den Göttern Gesundheit, langes Leben und reiche Ernte. Von einheimischen Ärzten wurden Kavatränke aber auch gegen Gonorrhoe, Rheuma, Gicht, Schlaflosigkeit und andere Beschwerden gegeben. Auch Blätter werden volksmedizinisch verwendet, vor allem bei Krämpfen und "schreienden Kindern". Wildformen des Strauches kommen praktisch nicht mehr vor, so dass die reine Droge heute nur aus Kulturen stammt. Sie schmeckt zunächst süss, dann brennend und schliesslich an der Zungenspitze anästhesierend. Die Bezeichnung "Rauschpfeffer" (griechisch: "methystikos" = berauschend) ist irreführend, denn der Genuss des Getränkes versetzt nicht in Rauschzustand, sondern hat eher ein Ruhe- und Entspannungsgefühl zur Folge, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen.

Die verbreitete volksmedizinische Verwendung von Kava-Kava war in den 60er Jahren Anlass für intensive chemische Analytik. Dabei wurde eine Anzahl von Lactonen identifiziert, die gemeinsam als Kavapyrone bezeichnet werden. Sie sind leicht kristallisierbar, in lipophilen Lösungsmitteln leicht, dagegen in Wasser fast nicht löslich. Ihre Isolierung ermöglichten umfangreiche experimentelle Untersuchungen an isolierten Organen und Tieren.

Dabei wurden narkosepotenzierende (sedierende) Wirkung , zentrale Muskelrelaxation, Dämpfung des limbischen Systems, Spasmolyse, Antikonvulsion und Lokalanästhesie nachgewiesen. Einige Kavalactone wiesen auch antimykotische Wirkungen auf. Zahlreiche klinische Studien haben diese experimentellen Ergebnisse im wesentlichen bestätigt. Sie wurden anfänglich mit synthetisierten reinen Kavalactonen, später mit unterschiedlichen Kavaextrakten geprüft. Dabei hat sich herausgestellt, dass Extraktpräparaten der Vorzug zu geben ist, weil die Bioverfügbarkeit isolierter Kavalactone nicht sehr gut und die Wirkstoffresorption im Darm nur bei Gesamtauszügen optimal ist.

Aus diesem Grunde werden heute zur Therapie nur noch definierte, standardisierte und normierte Kavaextraktpräparate eingesetzt. Klinisch wurden Wirkungen auf Muskeltonus, Stütz- und Haltemotorik sowie Verbesserung der Schlafarchitektur beschrieben. Für einige der Wirkungen wurden das limbische System bzw. die Corpora amygdaloidea als Angriffspunkt identifiziert. Sie gelten zusammen als Zentren für Stimmungen und Gefühle, wie Angst und Furcht.

Der Extrakt macht die Wirkung

Von besonderer Bedeutung sind die vergleichenden pharmakokinetischen Untersuchungen von Kavaextrakten zu Diazepam und Bromazepam, die eine dem Diazepam ähnliche, aber nicht identische dämpfende Wirkung zeigten. Danach sollte die Klassifizierung von Fertigarzneimitteln aus Kava-Kava-Extrakt bei Tagesdosierungen entsprechend 100 - 200 mg Kavapyronen nicht als "pflanzliche Sedativa", sondern als "pflanzliche Anxiolytika" erfolgen. Kava-Kava-Zubereitungen wirken die emotionale und die Erregbarkeit des limbischen Systems verringernd, emotional stabilisierend bis zur Gelassenheit, schlaffördernd und die Schlafqualität verbessernd, und erlauben die Empfehlung bei leichten bis mittelschweren Formen generalisierter Angststörungen. Wirksamkeit bei Depressionen sind nicht dokumentiert. Flüssige Zubereitungen wirken lokalanästhetisch.

Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen kommen als Anwendungsgebiete für die Droge Piperis methystici rhizoma in Frage: Nervöse Angst-, Spannungs- und Unruhezustände. Die empfohlene Tagesdosis: Droge und Zubereitungen entsprechend 60 bis 120 mg Kavalactonen. Neuere Untersuchungen verwenden allerdings Fertigarzneimittel mit Dosierungen bis 200 mg Kavalactonen. Bei zugelassenen Fertigarzneimitteln können folgende Indikationen als belegt gelten: Reduktion klimakterischer Beschwerden, wie Angst und psychovegetative Labilität, Verbesserung von Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen nicht-psychotischer Genese, Verbesserung der Schlafqualität, geringe blutdrucksenkende Wirkung. Klinisch werden die beschriebenen Wirkungen nach 1 bis 2wöchiger Behandlung deutlich.

Wirkungsverstärkungen zusammen mit anderen zentralwirksamen Substanzen (Alkohol, Barbiturate, Psychopharmaka) sind möglich. Es wurden nur sehr geringe Nebenwirkungen registriert, zum Beispiel bei längerer Applikation leichte Gelbfärbung der Haut und -anhangsgebilde, die nach Absetzen reversibel war. Vereinzelt wurde auch berichtet über sehr geringe Magen-Darm-Beschwerden, leichte allergische Hautreaktionen, Akkomodationsstörungen, Pupillenerweiterungen und Störungen des okulomotorischen Gleichgewichts, die im Strassenverkehr und beim Bedienen von Maschinen zu beachten sind.

Bei höherer Dosierung traten muskelrelaxierende Erscheinungen mit körperlicher Schlaffheit bei allerdings klarem Bewusstsein auf. Wegen Fehlens ausreichender Erfahrungen gelten Schwangerschaft, Stillzeit und endogene Depressionen als Gegenanzeigen.

Lavendel

Lavendel, Lavandula angustifolia, gehört zu den Lamiaceen (früher Labiaten), den Lippenblütlern. Er ist seit Jahrhunderten im südeuropäischen und vorderasiatischen Raum als Aroma- und Kulturdroge bekannt. Der rings um das Mittelmeer heimische niedere Strauch wurde allerdings erst im späten Mittelalter wegen seines Wohlgeruchs in Deutschland angebaut und erscheint erstmals im 9. Jahrhundert als "lavindula" in einem Rezept. Sein Name soll vom lateinischen lavare = waschen abgeleitet sein, weil man seine Blüten gerne Bädern gegen Gebärmutterleiden zusetzte.

Er galt als wirksames Mittel gegen Läuse , Zaubermittel gegen Krämpfe der Kinder und als Dämonen abwehrend. Die Droge besteht aus den getrockneten, kurz vor der Entfaltung gesammelten Blüten. Sie enthält mindestens 1,5 Prozent ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Linalool, Linalylacetat, Campher und ca. 12 Prozent Lamiaceengerbstoffe. Wie alle ätherischen Öle und deren Terpene ist auch Lavendelöl lipophil, leicht resorbierbar und bewirkt am limbischen System Tranquillisierung des vegetativen Nervensystems. Im Tierexperiment wurde nach vorheriger Gabe von Narkotika eine additive Wirkung durch Lavendelöl gemessen.

Bei geriatrischen Patienten wurde nach Inhalation mit Lavendelöl Verlängerung der Schlafdauer, Verbesserung der Schafqualität und gleichzeitige Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus in einem dem Diazepam vergleichbaren Effekt nachgewiesen. Als Indikationen werden "Befindensstörungen wie Unruhezustände, Einschlafstörungen, funktionelle Oberbauchbeschwerden (nervöser Reizmagen, Roemheld Syndrom, Meteorismus, nervöse Darmbeschwerden)" genannt und Kombinationen mit anderen sedativ und/oder karminativ wirkenden Drogen als sinnvoll empfohlen. Obwohl Lavendelblüten sich nicht gut als Monodroge zur Anwendung in Form von Aufgüssen ("Tee") eignen, wird zur innerlichen Anwendung ein Tee empfohlen, der aus 1 bis 2 Teelöffel voll Droge pro Tasse bereitet wird.

Kombinationen mit anderen synergistisch wirkenden Drogen sind bei funktionell-spastischen Funktionsstörungen zum Beispiel der Verdauungsorgane vorzuziehen. Ähnlich wirksam wie die Droge als Tee ist die Einnahme von 1 bis 4 Tropfen Lavendelöl auf einem Stück Würfelzucker. Die Verwendung des ätherischen Öls in der Balneologie zur Behandlung funktioneller Kreislaufstörungen und Harmonisierung des vegetativen Nervensystems als "Beruhigungsbäder" ist sinnvoll. Dabei kommt sowohl die gute Resorption des ätherischen Öls durch die Haut, als auch durch Inhalation zum Tragen.

Melisse - vom "Mutterkraut" zum Spasmo-Sedativum

Melisse, auch Gartenmelisse, Zitronelle, Zitronenmelisse, lat. Melissa officinalis L. , gehört zu den Lamiaceen (früher Labiaten), den Lippenblütlern. Die Stammpflanze ist eine ursprünglich im östlichen Mittelmeer und in Westasien beheimatete, intensiv nach Zitronen riechende Staude, die durch die arabischen Ärzte über Nordafrika nach Europa gelangte. Sie wird bis etwa 70 cm hoch und trägt an vierkantigem Stängel gekreuzt gegenständige Blätter. In den Blattachseln sitzen zu mehreren blassviolette, zweilippige, etwa 1 cm grosse Blüten. In Drüsen auf der Unterseite der Laubblätter, die für diese Pflanzenfamilie typisch sind, wird das schwach nach Zitrone riechende ätherische Öl gesammelt und gespeichert. Die frisch geernteten, unzerkleinerten Laubblätter müssen möglichst bald schonend getrocknet und kühl aufbewahrt werden, da der Ölgehalt innerhalb von wenigen Monaten auf 30 Prozent zurückgehen kann.

Im allgemeinen enthalten getrocknete Melissenblätter zwischen 0,02 und 0,2 Prozent ätherisches Öl. Dieses setzt sich zu etwa 30 bis 40 Prozent aus der Hauptkomponente Citronellal, 20 bis 30 Prozent Citral a und b, Nerol, Geraniol sowie anderen Terpenen zusammen und ist blassgelb. Zusammensetzung und Menge des ätherischen Öls hängen stark von Herkunft und Klima ab. Die Droge enthält ausserdem noch Rosmarinsäure (sog. Labiatengerbstoff). Die Wirkung des ätherischen Öls verläuft nach tierexperimentellen Untersuchungen über das limbische System und ist mild tranquillisierend, nicht sedierend. Reines Melissenöl mit seinen Hauptbestandteilen Citral und Citronellal erwies sich im Experiment allerdings lediglich als schwach wirksam. Eine virustatische Wirkung wurde besonders gegen Herpesviren nachgewiesen. Für die schon lange bekannte choleretische Wirkung sind vermutlich die Labiatengerbstoffe verantwortlich. Die Blattdroge ist als Monodroge nur schwach aromatisch und die sedative Wirkung wässriger Aufgüsse sicher nicht auf die Gerbstoffe vom Typ der Rosmarinsäure zurückzuführen. Deshalb können Kombinationen mit anderen beruhigenden und/ oder karminativ wirksamen Drogen sinnvoll sein.

Es empfiehlt sich eine so genannte "fixe Kombinationen", die aus Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Melissenblättern besteht. Für solche Kombinationen werden die Anwendungsgebiete "nervös bedingte Einschlafstörungen und Unruhezustände" attestiert. Empfohlen werden 1,4 bis 4,5 g Droge auf eine Tasse Wasser als Aufguss, mehrmals täglich nach Bedarf eine Tasse voll zu trinken. Diese Angaben basieren vor allem auf Berichten aus der Erfahrungsheilkunde, klinische Untersuchungen hierzu liegen nicht vor. Traditionell wurden Melissenblätter als Tee angewendet oder zu Kombinationsarzneimitteln verarbeitet, die bei Erkältung, als schweisstreibend, nervenberuhigend und kräftigend, sowie bei funktioneller Kreislaufschwäche, nervösem Herzklopfen, Migräne, Hysterie und Melancholie eingesetzt werden.

Heute werden üblicherweise wässrige Aufgüsse aus losen Melissenblättern oder Aufgussbeuteln bereitet. Traditionell werden Kombinationspräparate aus alkoholisch-wässrigen Destillaten hergestellt, die der Melisse ihren Namen verdanken ("Melissengeist"). Vermutlich stellten bereits 1611 Karmelitinnen in Paris einen Karmelitergeist her, der den Ruf dieser Droge als Sedativdroge begründet.

Passionsblume -
interessante Mythologie, aber schwache Wirksamkeit

33 Arten von Passionsblumen sind bekannt , jedoch nur eine wird arzneilich gebraucht, nämlich Passiflora incarnata L. Alle gehören zu den Passifloraceen, den Passionsblumengewächsen. Der Name wird vom lateinischen Passio = Leiden und flos = Blume abgeleitet. Sie erhielten angeblich ihren Namen von Missionaren in Südamerika, die durch die Gestalt der Blüten an die Marterwerkzeuge bei der Kreuzigung Christi erinnert worden sein sollen. Die Pflanze ist eine kletternde Staude, die 10 Meter Höhe erreichen kann. Die wohlriechenden Blüten sind weiss oder blass lavendelfarben, 6 bis 8 cm im Durchmesser gross, jeweils nur einen Tag von Mai bis Juli geöffnet und liefern gelbliche, wohlschmeckende Früchte.

Die Droge besteht aus den frischen oder getrockneten oberirdischen Teilen der Pflanze. Der Geruch ist leicht aromatisch, der Geschmack uncharakteristisch fade. Sie enthält bis zu 2,5 Prozent Flavonoide (Vitexin), Maltol, Cumarin-Derivate, geringe Mengen ätherischen Öls noch unbekannter Zusammensetzung; der Gehalt an Harmala-Alkaloiden schwankt, darf jedoch 0,01 Prozent nicht übersteigen. In den Ursprungsländern Nord-, Mittel- und Südamerikas sowie Indien werden Passionsblumen als Spasmolytikum und als Sedativum verwendet. Extrakte aus der Droge sind sowohl Bestandteile von Fertigarzneimitteln als Monopräparate, als auch Kombinationen. Anwendungsgebiete sind nervöse Unruhezustände, leichte Einschlafstörungen, nervös bedingte Beschwerden im Magen- und Darmbereich.

Weiter wird Passiflorakraut erfahrungsmedizinisch bei Neurasthenie, neurovegetativer Dystonie, Angstzuständen und nervösen Störungen vor allem bei Kindern angewendet. Die zerkleinerte Droge wird für Aufgüsse zur inneren Anwendung sowie andere galenische Zubereitungen entsprechend einer Tagesdosis von 4 bis 8 g eingesetzt. Als Tee wird 2 bis 3mal täglich und vor dem Schlafengehen abends eine bis zwei Tassen eines folgendermassen frisch bereiteten Aufgusses getrunken: ein Teelöffel voll getrocknetem Passionsblumenkraut (entspricht etwa 2 bis 3 g) mit ca. 150 ml heissem Wasser übergiessen, 10 Min. stehen lassen, abseihen. Die Anwendungsgebiete von Passionsblumenkraut sind nervöse Unruhezustände.

Da die sedative Wirkung nur schwach ausgeprägt ist, kommt ausserdem eine "Fixe Kombination" aus Passionsblumenkraut, Baldrianwurzel und Hopfenzapfen für die Indikationen nervös bedingte Einschlafstörungen und Unruhezustände in Betracht. Im Handel befinden sich als Fertigarzneimittel fast keine Mono-, sondern überwiegend Kombinationspräparate.

Karl-Heinz Reinhard

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